Die zwölfjährige Su lebt im vietnamesischen Thanh Hoa, eine der ärmsten Provinzen Vietnams. Das Mädchen geht jeden Tag in die Schule. Vier Stunden Fußweg muss Su dafür zurücklegen, die sie gerne in Kauf nimmt. Denn nur mit einer guten Schulbildung hat sie eine Chance auf ein besseres Leben. Dennoch weiß sie nicht, ob sie die Schule weiter besuchen wird. Seit sie in den Unterricht geht, kann sie ihren Eltern nicht mehr auf dem Hof helfen, und ihre Familie muss mit weniger Geld über die Runden kommen. Wie Su geht es vielen Kindern in Thanh Hoa. Oft können sie nicht in die Schule, weil sie helfen müssen, die Familie zu ernähren. Andere Eltern können sich den Bus nicht leisten, der ihre Kinder zu den oftmals weit entfernten Schulen bringt. Die wenigen Schulen sind aus Stroh und Bambus. In der Regenzeit regnet es durch die Dächer, im Winter wird es häufig so kalt, dass die Kinder frieren und der Unterricht ausfällt.
Reis zum Leben
Im ganzen Distrikt gibt es nur 49 Klassenräume für die Mittelschule, in denen die sechsten bis neunten Klassen unterrichtet werden. Deshalb müssen viele Klassenräume in zwei Schichten benutzt werden. Dennoch können längst nicht alle Kinder die Mittelschule besuchen. Entweder sind die Schulen zu weit von den Heimatdörfern entfernt, oder sie sind für die Familien schlicht zu teuer.
Noch schwieriger ist die Situation der Oberschule. Nur eine einzige dieser weiterführenden Schulen gibt es im gesamten Distrikt, die von knapp 700 Schülern besucht wird. Die meisten von ihnen kommen aus Gemeinden, die einen oder sogar zwei Tage Fußmarsch entfernt liegen. Deshalb wohnen die Schüler immer zwei bis drei Monate am Schulort. Solange, bis der Reis, den sie von zu Hause mitgenommen haben, zur Neige geht. Dann müssen die Kinder wieder in ihre Heimatdörfer zurück und neuen Reis holen – von dem sie die nächsten Monate leben werden.
Unterbringung: Marke Eigenbau
Da sich die meisten Eltern die Unterbringung ihrer Kinder in Gastfamilien nicht leisten können, bauen sie zum Schuljahresanfang kleine Hütten in der Nähe der Schule. Während des Schuljahres leben dort dann jeweils vier bis sechs Kinder auf rund zehn Quadratmetern. Zwischen dünnen und windschiefen Wänden, die nicht vor Kälte schützen. Und unter einem Dach, das diesen Namen kaum verdient.
Da nur wenige Schüler die weiterführenden Einrichtungen besuchen können, gibt es auch fast keine Studenten aus Muong Lat. Gerade einmal knapp 100 sind an vietnamesischen Hochschulen eingeschrieben. Folglich unterrichten an den Schulen im Distrikt kaum Lehrer aus der Region. Die aus ganz Vietnam stammenden Lehrer beherrschen oftmals die lokalen Sprachen in Muong Lat nicht. Den Unterricht auf vietnamesisch verstehen viele der Kinder anfangs nur schwer. Und entsprechend wenig lernen die Kinder auch über ihre eigene regionale Kultur,
Auf der nächsten Seite: Die Ziele des Projekts
Länder-Info Vietnam von terre des hommes