terre des hommes - Hilfe für Kinder in Not
Das Bildungssystem ist schlecht, über die Hälfte der elf Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze, und häufig müssen Kinder zum Familieneinkommen beitragen. Auf 1,5 Millionen schätzt die ILO (International Labour Organisation) die Zahl der arbeitenden Mädchen und Jungen in Guatemala. Viele von ihnen leben auf dem Land, wo sie ihren Eltern auf dem Feld, im Haushalt oder bei der Herstellung traditioneller Kleidung helfen, von wo aus sie aber auch in die Stadt fahren, um als Schuhputzer, Autowäscher, Hausmädchen oder Straßenverkäufer Geld zu verdienen.
Für die Schule bleibt keine Zeit. In Guatemala können 40 Prozent der Frauen und Mädchen und 25 Prozent der Männer und Jungen weder lesen noch schreiben, unter der mehrheitlich indianischen Landbevölkerung liegt die Analphabetenquote gar bei 70 Prozent. Daran wird sich auch in naher Zukunft wenig ändern, denn von 100 Landkindern beenden nur 15 die Grundschule. Sie kostet Geld, und die Lehrer sind schlecht ausgebildet, schlecht bezahlt und kaum motiviert. Hinzu kommt, dass viele Kinder die Schule abbrechen und arbeiten, weil der Unterricht nicht auf ihre Sprache und ihre Kultur eingeht. In der Schule werden ihnen keine Fähigkeiten vermittelt, die ihnen im Arbeitsleben nützlich sind. Arbeitende Kinder beschrieben den Regelunterricht als extrem langweilig und ineffizient.
Projekt CEIPA in Guatemala Aber um ihren Horizont zu erweitern, eine selbst bestimmte Lebensperspektive zu entwerfen und ihre Träume verwirklichen zu können, brauchen Kinder Bildung. Deshalb bietet die Nichtregierungsorganisation CEIPA (Centro Ecuménico de Integración Pastoral) in fünf Dörfern der Umgebung der Kleinstadt Quetzaltenango sowie in einem städtischen Bezirk der Provinzhauptstadt Kurse für arbeitende Kinder an. Der Vorteil gegenüber der staatlichen Schule: Die Gruppen sind klein, und der Unterricht bezieht die Lebenssituation der Mädchen und Jungen mit ein. Neben dem normalen Unterrichtsstoff wird auch Wert auf die Wahrung der indianischen Kultur gelegt, denn in den Dörfern leben vor allem Mam und K'iché. Die Lehrer, die durch CEIPA regelmäßig fortgebildet werden, bekommen Unterstützung von freiwilligen jugendlichen Helfern, die selbst die Sekundarstufe der örtlichen Schule besuchen. Und der Unterricht findet zu Tageszeiten statt, an denen die Kinder nicht arbeiten müssen.
Neben diesem staatlich anerkannten Alternativunterricht für arbeitende Kinder werden aber auch Jungen und Mädchen, die trotz Arbeit die öffentliche Schule besuchen, begleitet und unterstützt - zum Beispiel durch die Bereitstellung von Schulbüchern und Heften. Und das Team kümmert sich auch um Erwachsene.: So wünschte sich im vergangenen Jahr eine Elterngruppe aus San Martín Sacatepéquez, selbst alphabetisiert zu werden. 23 Männer und 16 Frauen lernten daraufhin bei CEIPA lesen und schreiben.
Der Erfolg gibt der CEIPA-Methode recht: Im Jahr 2000 besuchten 302 Kinder regelmäßig den alternativen Unterricht, die Mehrheit waren Mädchen. Einige Kinder konnten anschließend eine Berufsausbildung in den CEIPA-Werkstätten beginnen, und die Schulabbrecher Quote lag mit 66 Kindern weit unter der Quote im staatlichen Bildungssystem.
Der Staat soll jedoch nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden; die staatliche Schule soll nicht ersetzt, sondern besser werden: terre des hommes setzt sich zusammen mit seinen Projektpartnern für die notwendige Reform der öffentlichen Schulen zu Gunsten der großen Zahl arbeitender Kindern ein. Das CEIPA-Projekt kann hierfür ein anregendes Modell sein.
Von Iris Stolz
Auszug aus der Broschüre "Kinderarbeit: kein Kinderspiel"
terre des hommes unterstützt das CEIPA-Bildungsprogramm für arbeitende Kinder mit 35.000 Euro im Jahr.