Samstag, 14.05.2011

Um 9 Uhr morgens startete in Verden an der Aller die Deutsche Schulschachmeisterschaft in der Wettkampfgruppe 2. Mannschaften von 18 Schulen aus ganz Deutschland waren angereist, um bis Montag den Deutschen Meister auszuspielen.

Turnierfavorit ist das Ohm-Gymnasium Erlangen aus Bayern, das die Setzliste mit einem DWZ-Durchschnitt von über 2000 Punkten anführt. Leider ist dem Team kein guter Start in das Turnier gelungen: Die Mannschaft vom Robert-Mayer-Gymnasium Heilbronn konnte den Favoriten an den Brettern 1 und 3 bezwingen, sodass sich Erlangen mit einem 2:2 zufrieden geben musste.

Die zweiten und dritten der Setzliste, die Justus-Liebig-Schule Darmstadt (Hessen) und das Athenaeum Stade (Niedersachsen), übernahmen daher für die ersten beiden Runden die Tabellenführung. Die beiden Schulen traffen in der 3. Runde am Nachmittag aufeinander, wo beide Teams die Gelegenheit hatten, sich mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung an die Tabellenspitze zu setzen. Diese Gelegenheit konnten sie aber beide nicht nutzen, stattdessen trennten sie sich ebenfalls mit einem friedlichen 2:2. Das Ohm-Gymnasium Erlangen konnte die Runden zwei und drei gewinnen, sodass es dank dem Unentschieden der Konkurrenz wieder mit fünf Mannschaftspunkten an der Spitze rangiert, nach Brettpunkten knapp vorne.

Nach dem ersten Tag ist also noch alles offen im Kampf um die Meisterschaft. In der morgigen vierten Runde lautet die Spitzenpaarung Erlangen gegen Darmstadt. Währenddessen spielt das Athenaeum Stade gegen den fünften der Setz- und der Rangliste, das St. Benno Gymnasium aus Dresden.

Familie Linnemann

Hallo Frau Linnemann, sie sind mit der ganzen Familie angereist? Was treibt sie denn hier in den Hohen Norden nach Verden?

Tja.. also 2 meiner Jungs spielen hier selbst mit für das St. Benno Gymnasium Dresden und da musste ich den 3ten und meinen Mann gleich mitbringen.

Achso, auch nicht schlecht, aber bestimmt stressig oder? Gibt es in ihrer Familie eine längere Schachtradition? Spielen sie selbst?

Ja stressig definitiv, aber es macht auch Spaß! Ich selbst spiele Schach nur so als Hobby, mal auf Familienmeisterschaften oder Simultan, wenn ein IM zu Gast ist. Außerdem trainiere ich meinen Jüngsten, der wird mal der Beste der Familie.

            Eine wirkliche Tradition gibt es bei uns nicht. Aber schon als Kinder haben die beiden Jungs sich für Schach interessiert und zu Hause viel mit meinem Mann gespielt. Als sie dann einmal in der Grundschule waren stand fest: Schach als AG. Ab da war’s vorbei und ich konnte sie von den Brettern nicht mehr fern halten. Danach ging’s direkt in den Verein und zum Training mit einem Großmeister. Niklas hat es dann sogar bis in den Landeskader geschafft.

Ah okay, betreuen sie ihre Familie noch auf anderen Turnieren oder ist das hier die Ausnahme?

Nein, nein. Wir sind eigentlich regelmäßig in ganz Sachsen unterwegs, wie zum Beispiel beim Qualifikationsturnier für die Deutschen Schulschachmeisterschaften und dort braucht man immer jemanden, der Trost spenden oder eifrig gratulieren kann.

Außerdem unterstütze ich unseren Verein bei der Ausrichtung von eigenen Turnieren, man braucht ja immer eine helfende Hand, die sich um die Belange neben dem Schach kümmert.

Sie haben gerade die Qualifikation für die DSM hier erwähnt. Wie lief das in Sachsen genau ab?

Hmm. Naja, das war irgendwie nicht so optimal. Schulschach scheint in Sachsen nicht wirklich gut organisiert. Wir mussten uns selbst die Termine im Internet zusammen suchen und dann unsere Mannschaft melden. Wirkliche Vorentscheide gab es nicht und beim Landesfinale waren dann auch nur acht Mannschaften anwesend. Das ist irgendwie schade, sollte es doch eigentlich viele Schulen und Schach-AGs geben, die an solchen Meisterschaften Interesse haben.

Ich hab selbst versucht noch weitere Schulen anzusprechen, hatte aber leider wenig Erfolg.

Das ist natürlich schade. Ansonsten gibt es aber doch viele Schach-Events in Sachsen. Z.B. die Schacholympiade 2008 in ihrer Heimatstadt Dresden. Waren sie dort?

Ja klar, wir waren fast jeden Tag da. Einer von meinen Jungs hat auch den Deutschlandcup mitgespielt. Die Atmosphäre dort war einfach toll. So viele starke Spieler, sogar Großmeister und die wirkliche Schachelite der Welt hautnah, zum Ansprechen direkt neben an.

Mit der Schacholympiade können wir unsere Deutsche Schulschachmeisterschaft ja nun nicht ganz vergleichen, aber was sagen sie denn zu den Bedingungen hier?

Natürlich ist eine Olympiade was anderes als so eine Meisterschaft. Aber an sich finde ich es hier super. Die Jugendherberge ist sehr ruhig gelegen, prima ausgestattet und total bemüht uns alle Wünsche zu erfüllen. Das Essen schmeckt und auch Freizeitmöglichkeiten sind ohne Ende vorhanden und werden scheinbar auch in Hülle und Fülle angenommen. Ich wäre gern mal im Kletterpark gewesen, hab es aber leider zeitlich nicht geschafft. Naja, vielleicht beim nächsten Mal.

Alles klar, vielen Dank Frau Linnemann, dass wir ihre Zeit stehlen durften. Wir wünschen ihnen und ihrer Familie natürlich morgen viel Glück für die letzte Runde.

            Danke, das wird schon. Mal hat man halt Glück und mal eben nicht ;)