Eine Überschrift die falscher nicht sein könnte! Zum einen sind wir nicht im Schießsport, wo seit dem Mittelalter bereits auf den großen Vogel geschossen wurde und dem jeweiligen Herrscher immer das Vorrecht des besten Teils überlassen werden musste. Zum anderen hat ja Roven seine Gegner erledigt und nicht sich selbst!
Es hat sich rumgesprochen: Roven Vogel ist Weltmeister im Schach in der Altersklasse U16 2015. Roven ist 15 Jahre alt, wohnt in Nossen in Sachsen und spielt seit 2014 für den USV TU Dresden mit der Bundesligamannschaft, in der er ab jetzt öfter zum Einsatz kommen dürfte.
Roven trainiert seit einigen Jahren mit GM Henrik Teske und regelmäßig im Sachsen-Kader. Zur Jugend-WM wurde er durch Philipp Humburg sekundiert. Philipp hat offensichtlich die richtige Mischung zwischen Ansporn und Coolness gefunden. Glückwunsch!
Im Jahr 2014 war Roven vor Durban, der JWM 2014,durch die Faktor 40 Regelung auf Setzlistenplatz 1 gerutscht und konnte diesen nicht verteidigen. Vielleicht auch wieder ein Erfolgsfaktor- die Nr. 1 der Setzliste hat es doppelt schwer bei jeder WM!
http://de.chessbase.com/post/roven-vogel-155-elo-punkte-im-august
In Porto Carras konnte er locker aufspielen und die Siegesserie von 6 aus 6 in den letzten sechs Runden brachte ihm am Ende den Titel. Ich erinnerte mich noch gut an die 6 aus 6 von Aleksander Lenderman (USA) 2005 in der U16 JWM in Belfort. Damals mit im Feld Ian Nepomnachtchi und Falko Bindrich.
Gratulation nach Nossen, Gratulation nach Dresden, Gratulation nach Suhl!
Ein gutes Beispiel für seinen Stil ist der Sieg aus der siebten Runde gegen Hristos Alexiades. Nach 23….Td6 ist nicht viel los. Diagramm 1.
Acht Züge später sah es so aus… Diagramm 2.
... und Weiß gewinnt leicht.
Roven tritt in große Fußstapfen, was deutsche Jugendweltmeister betrifft.
Roman Slobodjan in der U20 in Halle/Saale war 1995 ein prominenter Vorkämpfer- um im Kasparov-Style zu bleiben.
Leonid Kritz wurde 1999 U16 Weltmeister. Das Statement von seinem Coach Holger Borchers halte ich für authentisch und lesenswert.
http://www.chess-international.de/Archive/21687
Zuletzt holte Arik Braun den Pott nach Deutschland. Er gewann 2006 den Titel in der U18 in Batumi. Die zwei Erfolgsrezepte waren damals seine physische Präsenz (bei Roven ähnlich) und sein Heimtrainer Ulrich Haag, der vor allem auf psychologischer Ebene erfolgreich agierte. Auch hier sehe ich Parallelen zu Henrik Teske.
Ich freue mich über eine weitere deutsche Goldmedaille und verweise aktuell auf die OIBM http://www.schach-bad-wiessee.de/ in der ein „unbekannter“ GM aus Polen allen das Fürchten lehrt und auf die IDJM http://idjm-stroebeck-2015.steffans-schachseiten.de/
In der eben dieser Kacper Piorun und Roven Vogel im April 2015 in Ströbeck die Klingen gekreuzt haben. Ein starkes Großmeisterrundenturnier ist immer ein Wegweiser für die Zukunft.
Besonders überrascht war Roven durch den Superempfang am Berliner Flughafen durch seine glücklichen Eltern. Leider ist dieses Foto nicht so …
Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer