Am vergangenen Freitag starb mit dem Großmeister Lothar Schmid eine der großen Persönlichkeiten nicht nur des deutschen, sondern auch des internationalen Schachs. Lothar Schmid wurde 85 Jahre alt, und aus der Turnierarena hat er sich schon vor langer Zeit zurück gezogen, daher wird sein Name vielen von Euch wenig sagen. Dabei spielte er insgesamt 278 Mal in der Nationalmannschaft, mit der er bei zwei Schacholympiaden die Bronzemedaille gewann. Er spielte erfolgreich gegen die stärksten Spieler der Nachkriegszeit, darunter mehrere Weltmeister. Das ist um so bemerkenswerter, als er nie Schachprofi war - er leitete über Jahrzehnte den Karl-May-Verlag in Bamberg. Den Großmeistertitel trug er nicht nur im Nah-, sondern auch im Fernschach. Außerdem baute er die wohl größte private Schachsammlung der Welt auf.
Dass Lothar Schmid nicht nur Ehrenmitglied des deutschen Schachbundes, sondern auch des Weltschachverbandes ist, liegt aber nicht „nur“ an seinen schachlichen Leistungen: Dank seiner ruhigen und ausgleichenden Wesensart konnten sich selbst die erbittertsten Gegner auf ihn als Schiedsrichter einigen: So leitete er u.a. die WM-Kämpfe Fischer - Spassky (1972), Karpow - Kortschnoi (1978) und Kasparow - Karpow (1986). Vor allem der „Jahrhundertwettkamp“ Fischer gegen Spassky wäre ohne seine Leitung wohl abgebrochen worden - 2005 zeichnete ihn die FIDE daher als „Schiedsrichter des Jahrhunderts“ aus.
Seine Schachkarriere startete Lothar Schmid natürlich im Jugendschach: 1947 gewann er die Deutsche Jugendmeisterschaft mit 13 aus 13.
Bernd Rosen