05.08.2012 Sonntag - Ein wunderschöner Tag
Um 5 Uhr 58 weckt mich mein Wecker in dem er mit mir spricht, ich dachte ich hatte die Stimme geträumt und bin etwas zu spät, aufgestanden. Aber es gab heute ja keinen Zeitdruck, da Familientag war. Gestern sind wir mit dem Auto um den Stausee herum gefahren, deshalb hab ich probiert drum herum zu joggen, was sich echt gelohnt hat. Die vielen kleinen Tiere und die tiefgrün blaue Fabe des Wasser, erinnern an einen Dschungel. An dem riesen Reisfeld vor unserer Tür vorbei, der Bahnbrücke durch über die Schnellstraße beginnt ein Naturparadies. Das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Leider bin ich dann beim Frühstück beinah eingeschlafen. Mir gefällt es hier wirklich richtig gut. Schon allein wie schön unser Frühstück aussah war, macht richtig Lust auf den Tag. Miso-Suppe, mit Reis und süßen, riesigen Umeboshi, Melone, gerollten Rüherei und Budo, Weintrauben. Zusammen sind wir im Auto zu einen Taiko-Trommelfest gefahren. Auf dem Weg haben wir Pause in einen traditionellen Café für Kaffee haltgemacht und die Aussieht genossen. Heute war furchtbar heiß. Immer wenn wir aus dem Auto ausgestiegen sind, war das wie gegen eine Wand laufen. In einer Parkanlage neben einem seltsam europäischen Hütchenhaus waren mehrere Taiko-Trommler. Das Festival gibt es einmal im Jahr und alle Präfekturen von Kyushu sind eingeladen ihre Trommler zu schicken. So war die ganze große Wiese voller Taiko-Trommler, jungen, alten, Mädchen und Jungs. Alle in luftigen, schwarzen Kostümen, mit roten Bändern. Wirklich auch was fürs Auge. Die großen Trommeln hatten alle vorm Bauch hängen und je nach Gruppe verschiedene Stirnbänder. Wir hatten Glück und konnten uns in den Schatten unter einem der Bäume am Rand setzen, aber die Taikospieler standen in der prallen Hitze mit ihren schwarzen Anzügen. Ich mag wirklich Taikomusik, live ist sie unglaublich mitreißend. Der Rhythmus geht ins Blut und man will mitmachen. Dabei ist Taikotrommeln wirklich eine Kunst für sich. Es ist auch ein Tanz, mit viel Kraft muss man lange zusammen arbeiten, aber dann ist es echt der Hammer. Das war es wirklich, so Hammer. So Hammer anstrengend. Das mitten bei der Show eine junger Taikospieler umfiel. Ein schöner Schreck. Immer mehr Leute rannten zu ihm und das Lied endete. Geschickt um die Atmosphäre nicht zu drücken, würden wir Leute aus dem Publikum aufgefordert, selbst einmal zu probieren Taiko zu spielen. Vor ein paar Tagen konnte ich ja schon proben, weshalb ich viel Lob bekam, obwohl ich keinen guten Rhythmus. Es ist einfach der Spaß und die Freude am Spielen, die dieses Instrument und auch die Art damit zu tanzen ausmacht. Natürlich sind aber auch Timing und die großen Gesten wichtig. Nach nur drei Minuten war ich so außer Atmen, dabei war die Show über eine halbe Stunde lang. Kein Wunder das der kleine Junge umgekippt ist. Bis der Krankenwagen kam lag er uns gegenüber unter einem Baum und hatte einen Frauenschwärm um sich, der mit Fächern ihm Luft zu fächelte. Als der Krankenwagen da war, war schon das nächste Kind umgekippt. Auch wenn heute nur 38° waren und keine 43 wie in der Türkei, ist die Japanische Hitze echt umwerfend. Als wir gegangen sind war schon der dritte ohnmächtig.
Das Meer ist hier so schön. Wie ich mich gefreut habe, dass meine Familie mit mir ans Meer gefahren ist! Ein süßer, kleiner Hafen, beliebt bei Päarchen. Doch auch bei der amerikanischen NAVI die ein Lager in der Nähe haben, heute war da sogar ein Fest auf dem Militärgelände. Das Mittagessen war richtig lecker, Tempura mit dicken, weißen Udon-Nuddeln, Salat, Miso-Suppe und vielem mehr. Es macht so viel Spaß mit Mike und Miyuki unterwegs zu sein, sie sind so ein süßes Paar. Groß –klein, sie zwei Jahre älter, schüchtern, liebevoll, er frech, witzig, vernarrt in sie. Für 1200 Yen haben sie mich zu einer Bootsfahrt eingeladen und was für einer! Richtige kunstvolle, Segelschiffe, mit Galionsfigur und Ausguck. 50 Minuten sind durch die 99 Trauminseln gefahren. Wie beschreibe ich diese Fahrt? Denkt an das schönste Meer das ihr je gesehen hab, die schönsten Stände, die geheimnisvollsten Buchten, den Dschungel im Urwald, die Dokumentationsfilme über Perlentaucher und Krabbenfischer und natürlich an das Lieblingsgefühl der Piraten, wenn einen der Wind die Haare zerzaust. Ach natürlich auch an Titanic, „ich bin die König(in) der Welt“. Er der schönsten Plätze der Welt mit Sicherheit.
Auf dem Rückweg haben wir den großen Regenbogen meines Lebens gesehen, weit großer als über dem Müggelsee bei mir Zuhause in Berlin. Er hat drei Berge eingerahmt und war so dick wie ein Haus. Glückskind, nicht war, erst sehe ich sechs Sternschuppen in einer Nacht und dann so einen schönen Regenbogen.
Schön war dann auch noch der Yukata den ich anziehen dürfte. Blau wie meine Augen, mit grünen Farbsprengeln würde gut zu mir passen meinte meine Gastgroßmutter Sachio und wo sie Recht hat, hat sie Recht. Sie ist Teemeisterin und macht oft Teezeremonien in Kimono. Miyuki hilft ihr dabei, das ist ein Familiengeschäft.
Das Matsuri,Sommerfest war sehr schön, auch wenn viel zu kurz. Das yukata anziehen hat leider viel zu lange gedauert. Es ist nicht leicht Yukata zu tragen, das hat nichts mit Bademänteln zu tun. Obwohl man nur den großen Gürtel sieht, braucht man noch vier weitere zum „einpacken“. Zuerst konnte ich in diesem Yukata kaum laufen, nur so Tip-Top-Schritte, aber mit der Zeit war das kein Problem mehr, am Ende war ich richtig gut und wollte ihn gar nicht mehr ausziehen.
Auf dem Matsuri haben wir Gregor, Nikolas, Christian und Chie getroffen. Unter all den Japanern bin ich immer besonders froh, unsere Gruppe zu sehen. Es ist albern, die Japaner tun mir ja nichts, im Gegenteil, Nikos Pokerface ist gefährlicher, aber ihre Gesichter sind mir vertrauter, ein Stück Zuhause. Ob das nur mir so geht, oder allen Ausländern in einem so ganz exotisch fremden Land? Zusammen haben wir getanzt, traditionelle Festtanze, die eine Geschichte erzählen. Am Ende waren wir richtig gut, die Japanerin vor mir hat uns sehr gelobt. Dann gab es eine Zeremonie. Dieses war ein „onna no matsuri“, ein Frauenfest, weshalb der Götterschrein von Frauen getragen wird, sehr hübschen Frauen. Auch sie bewegten sich zur Musik der Taiko, aber da sie den Schrein auf ihren Schultern tragen mussten, war tanzen etwas schwierig. Viele Frauen tragen den Schrein, so dass oben neben dem Schrein noch eine junge, (sehr schlanke)Frau stand die eine Lampion-Laterne schwängte. Es gibt viel zu sehen, auf so einem Matsuri, nicht nur schöne Mädchen. Man kann zum Bsp. kleine Fische versuchen zu fangen, mit Waffeln an einem Stäbchen, die sich im Wasser auflösen. Ich hab´s probiert, das ist sauschwer. Vor allen gibt es aber viele Snacks, wir haben Tintenfischbällchen zum Abendbrot gegessen. Echt lecker.
Sophia Fruebing
Tag 4 - Der Abschied fällt schwer
Unser letzter Tag in Tagawa. Es war wirklich großartig hier. Wir haben so viel erlebt und neues kennen gelernt, besonders was das Essen angeht ^.^ Heute Morgen haben wir für unsere Gastmutter Miho Eierkuchen, oder wie man im Schwabenland sagt Pfandkuchen gemacht. Das war Konnys und Lillis Idee und es hat erstaunlich gut geklappt. Miho hat es jedenfalls gut geschmeckt. Wir mögen sie sehr. Gestern haben wir ja auch ihren Ehemann kennen gelernt, es ist ein süßes Päarchen.
Nachdem Frühstück sind wir zu dem Fluss gefahren, an dem ich schon joggen war um dort Paddeln zu gehen. Mir hat das einen riesigen Spaß gemacht. Der Fluss war nicht ganz sauber, aber sehr angenehm zum Schwimmen. Wir haben noch eine Wasserschlacht gemacht und dabei auch unsere Dolmetscherin ins Wasser geschmissen. Es war schon lustig, aber auch irgendwie peinlich, sie wollte eigentlich gar nicht nass werden. Danach sind wir zum Bogenschießen in ein Dojo, des Bogenschießvereins von Tagawa gefahren und haben alle zusammen zweimal selber mit so einem großen Bogen schießen dürfen. Zuerst hatten die Bogenschießmeister uns in einer kleinen Vorführung gezeigt wie man richtig gut schießt. Dann durften wir es selber probieren und waren geschockt wie schwer es ist ein Ziel, das nur fünf Meter von einem entfernt ist zu treffen. Aber Konny war richtig gut, sie hat als einzige von uns die Zielscheibe getroffen, und zwar in der Mitte.
Danach sind wir zu einer Turnhalle gefahren wo ein berühmter Fußballtrainer aus Osaka mit uns Sportspiele veranstaltete. Die kleinen Kinder waren so süß, richtig knuffig. Zuerst waren sie sehr schüchtern, doch am Ende waren sie vernarrt in uns, das war wirklich süß. Es hat so viel Spaß gemacht. Auch wenn die Spiele bei gefühlten 40° echt nicht grade leicht waren. Mein Team hat am Ende im Lienenfusßball gewonnen. Dafür haben wir uns alle so ins Zeug geworfen.
Leider war das dann ja auch der letzte Tag, so dass wir nach einer Dusche von vielen an diesem Tag, zurück ins Sportzentrum gefahren sind und dort zum Abschied noch jeder eine kleine Rede gehalten haben und unseren Strumpfhosen-Tanz mit dem Lied „Black and Withe“ vorgeführt haben. Es war mir so peinlich, aber auch lustig, die Japanerinnen, besonders die alten Damen, haben sich so todgelacht über uns. Ein tolles Publikum auf jeden Fall, sie klatschten mit, jubelten als sie verstanden, das jeder von uns sich zwei Strumpfhosen mit seinen Nachbarn teilten und wir in einer Linie uns vor und zurück bewegten, ohne hinzufallen, was wirklich gar nicht so leicht ist.
Auch das ewige Fotoshooting nach dem „ersten Abendessen“ war ein Kraftakt, doch es war auch so schön, allen noch einmal Tschüs sagen zu können. Wir werden hier wie kleine Stars behandelt. Es ist manchmal schon echt komisch, z. Bsp. wenn sich sieben alte Omas darum streiten, was der beste Blickwinkel für die Kamera ist, gefühlte zwanzig Fotos von dir schießen und immer mehr Leute mit aufs Foto ziehen. Es gibt echt so viele lustige Momente auf dieser Reise, es sind einfach zu viele, um alles auf zuschreiben. Aber vielleicht kann ich im Flugzeug zurück noch ein „Best of“ schreiben. Ich will diese Reise auf keinen Fall so leicht vergessen.
Unvergesslich ist auch die Freundlichkeit mit der unsere Gastmutter Miho und ihre Familie uns behandelt haben. Wir sind wie Familienmitglieder behandelt worden, nur eigentlich noch besser. Mihos Oma war so freundlich zu uns, dass war so lieb, sie hat uns den Fächertanz beigebracht. So richtig süß ganz ohne Worte, nur mit Gesten, das war echt lustig. Mihos Vater hat uns heute von seiner Arbeit noch Mitbringsel mitgebracht, das war auch richtig lieb, so eine ganz süße Reisschüssel mit Gesicht und verschiedene Stoffe mit dem Maskottchen von seiner Arbeit. Am Ende haben wir sie alle ganz fest gedrückt, ich hoffe wirklich sie kommen uns in Deutschland besuchen.
Es ist so schön hier, ich mag es wirklich sehr hier. Das Haus am Schrein, die Sommerferienatmosphäre, die Menschen die uns so offen und liebevoll aufnehmen. Es ist ein verdammtes Glück hier zu sein, was ich nur jedem weiterempfehlen kann.
Tag 3 - Beginn des ofiziellen Rahmenprogramms
Am 27.7. war der offizielle Beginn des Regionalprogramms. Hierbei hieß es für die Gruppe der Deutschen Schachjugend aus dem Hotel auschecken, mit dem Bus zum Flughafen in Tokio von wo was es mit dem Flugzeug dann weiter südlich nach Kyushu ging.
Am Zeilflughafen wurden wir direkt von einigen der Gastgeber empfangen.
Als erstes Stand ein Höflichkeitsbesuch beim Bürgermeister auf dem Programm, der uns offiziell in Tagawa begrüßte, und uns erste Informationen über unseren Aufenthaltsort und dessen Geschichte gab. In seiner Rede wünschte er uns einen angenehmen Aufenthalt. Anschließend gab es ein Willkommensessen mit den Delegierten des lokalen Sportbundes.
Als nächstes wurden den einzelnen Mitgliedern unserer Gruppe ihre Gastfamilien vorgestellt, bei denen wir die nächsten vier Tage alleine, zu zweit oder zu dritt untergebracht werden.
Der Tag endete mit jeweils individuell von den Gastfamilien organisiertem Programm, wie beispielsweise das Probieren weiterer Landesspezialitäten, einem Besuch von Bekannten oder Verwandten der Gastfamilie oder einem Abend mit traditionellem japanischen Trommeln und Tanz.
Lilli Hahn