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| Jugendaustausch

Deutsch-Japanischer Jugendaustausch - Tagebuch 2012

05.08.2012 Sonntag - Ein wunderschöner Tag

Um 5 Uhr 58 weckt mich mein Wecker in dem er mit mir spricht, ich dachte ich hatte die Stimme geträumt und bin etwas zu spät, aufgestanden. Aber es gab heute ja keinen Zeitdruck, da Familientag war. Gestern sind wir mit dem Auto um den Stausee herum gefahren, deshalb hab ich probiert drum herum zu joggen, was sich echt gelohnt hat. Die vielen kleinen Tiere und die tiefgrün blaue Fabe des Wasser, erinnern an einen Dschungel. An dem riesen Reisfeld vor unserer Tür vorbei, der Bahnbrücke durch über die Schnellstraße beginnt ein Naturparadies. Das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Leider bin ich dann beim Frühstück beinah eingeschlafen. Mir gefällt es hier wirklich richtig gut. Schon allein wie schön unser Frühstück aussah war, macht richtig Lust auf den Tag. Miso-Suppe, mit Reis und süßen, riesigen Umeboshi, Melone, gerollten Rüherei und Budo, Weintrauben. Zusammen sind wir im Auto zu einen Taiko-Trommelfest gefahren. Auf dem Weg haben wir Pause in einen traditionellen Café für Kaffee haltgemacht und die Aussieht genossen. Heute war furchtbar heiß. Immer wenn wir aus dem Auto ausgestiegen sind, war das wie gegen eine Wand laufen. In einer Parkanlage neben einem seltsam europäischen Hütchenhaus waren mehrere Taiko-Trommler. Das Festival gibt es einmal im Jahr und alle Präfekturen von Kyushu sind eingeladen ihre Trommler zu schicken. So war die ganze große Wiese voller Taiko-Trommler, jungen, alten, Mädchen und Jungs. Alle in luftigen, schwarzen Kostümen, mit roten Bändern. Wirklich auch was fürs Auge. Die großen Trommeln hatten alle vorm Bauch hängen und je nach Gruppe verschiedene Stirnbänder. Wir hatten Glück und konnten uns in den Schatten unter einem der Bäume am Rand setzen, aber die Taikospieler standen in der prallen Hitze mit ihren schwarzen Anzügen. Ich mag wirklich Taikomusik, live ist sie unglaublich mitreißend. Der Rhythmus geht ins Blut und man will mitmachen. Dabei ist Taikotrommeln wirklich eine Kunst für sich. Es ist auch ein Tanz, mit viel Kraft muss man lange zusammen arbeiten, aber dann ist es echt der Hammer. Das war es wirklich, so Hammer. So Hammer anstrengend. Das mitten bei der Show eine junger Taikospieler umfiel. Ein schöner Schreck. Immer mehr Leute rannten zu ihm und das Lied endete. Geschickt um die Atmosphäre nicht zu drücken, würden wir Leute aus dem Publikum aufgefordert, selbst einmal zu probieren Taiko zu spielen. Vor ein paar Tagen konnte ich ja schon proben, weshalb ich viel Lob bekam, obwohl ich keinen guten Rhythmus. Es ist einfach der Spaß und die Freude am Spielen, die dieses Instrument und auch die Art damit zu tanzen ausmacht. Natürlich sind aber auch Timing und die großen Gesten wichtig. Nach nur drei Minuten war ich so außer Atmen, dabei war die Show über eine halbe Stunde lang. Kein Wunder das der kleine Junge umgekippt ist. Bis der Krankenwagen kam lag er uns gegenüber unter einem Baum und hatte einen Frauenschwärm um sich, der mit Fächern ihm Luft zu fächelte. Als der Krankenwagen da war, war schon das nächste Kind umgekippt. Auch wenn heute nur 38° waren und keine 43 wie in der Türkei, ist die Japanische Hitze echt umwerfend. Als wir gegangen sind war schon der dritte ohnmächtig.
Das Meer ist hier so schön. Wie ich mich gefreut habe, dass meine Familie mit mir ans Meer gefahren ist! Ein süßer, kleiner Hafen, beliebt bei Päarchen. Doch auch bei der amerikanischen NAVI die ein Lager in der Nähe haben, heute war da sogar ein Fest  auf dem Militärgelände. Das Mittagessen war richtig lecker, Tempura mit dicken, weißen Udon-Nuddeln, Salat, Miso-Suppe und vielem mehr. Es macht so viel Spaß mit Mike und Miyuki unterwegs zu sein, sie sind so ein süßes Paar. Groß –klein, sie zwei Jahre älter, schüchtern, liebevoll, er frech, witzig, vernarrt in sie. Für 1200 Yen haben sie mich zu einer Bootsfahrt eingeladen und was für einer!  Richtige kunstvolle, Segelschiffe, mit Galionsfigur und Ausguck. 50 Minuten sind durch die 99 Trauminseln gefahren. Wie beschreibe ich diese Fahrt? Denkt an das schönste Meer das ihr je gesehen hab, die schönsten Stände, die geheimnisvollsten Buchten, den Dschungel im Urwald, die Dokumentationsfilme über Perlentaucher und Krabbenfischer und natürlich an das Lieblingsgefühl der Piraten, wenn einen der Wind die Haare zerzaust. Ach natürlich auch an Titanic, „ich bin die König(in) der Welt“. Er der schönsten Plätze der Welt mit Sicherheit.
Auf dem Rückweg haben wir den großen Regenbogen meines Lebens gesehen, weit großer als über dem Müggelsee bei mir Zuhause in Berlin. Er hat drei Berge eingerahmt und war so dick wie ein Haus. Glückskind, nicht war, erst sehe ich sechs Sternschuppen in einer Nacht und dann so einen schönen Regenbogen.
Schön war dann auch noch der Yukata den ich anziehen dürfte. Blau wie meine Augen, mit grünen Farbsprengeln würde gut zu mir passen meinte meine Gastgroßmutter Sachio und wo sie Recht hat, hat sie Recht. Sie ist Teemeisterin und macht oft Teezeremonien in Kimono. Miyuki hilft ihr dabei, das ist ein Familiengeschäft.
Das Matsuri,Sommerfest war sehr schön, auch wenn viel zu kurz. Das yukata anziehen hat leider viel zu lange gedauert. Es ist nicht leicht Yukata zu tragen, das hat nichts mit Bademänteln zu tun. Obwohl man nur den großen Gürtel sieht, braucht man noch vier weitere zum „einpacken“. Zuerst konnte ich in diesem Yukata kaum laufen, nur so Tip-Top-Schritte, aber mit der Zeit war das kein Problem mehr, am Ende war ich richtig gut und wollte ihn gar nicht mehr ausziehen.
Auf dem Matsuri haben wir Gregor, Nikolas, Christian und Chie getroffen. Unter all den Japanern bin ich immer besonders froh, unsere Gruppe zu sehen. Es ist albern, die Japaner tun mir ja nichts, im Gegenteil, Nikos Pokerface ist gefährlicher, aber ihre Gesichter sind mir vertrauter, ein Stück Zuhause. Ob das nur mir so geht, oder allen Ausländern in einem so ganz exotisch fremden Land?       Zusammen haben wir getanzt, traditionelle Festtanze, die eine Geschichte erzählen. Am Ende waren wir richtig gut, die Japanerin vor mir hat uns sehr gelobt. Dann gab es eine Zeremonie. Dieses war ein „onna no matsuri“, ein Frauenfest, weshalb der Götterschrein von Frauen getragen wird, sehr hübschen Frauen. Auch sie bewegten sich zur Musik der Taiko, aber da sie den Schrein auf ihren Schultern tragen mussten, war tanzen etwas schwierig. Viele Frauen tragen den Schrein, so dass oben neben dem Schrein noch eine junge, (sehr schlanke)Frau stand die eine Lampion-Laterne schwängte. Es gibt viel zu sehen, auf so einem Matsuri, nicht nur schöne Mädchen. Man kann zum Bsp. kleine Fische versuchen zu fangen, mit Waffeln an einem Stäbchen, die sich im Wasser auflösen. Ich hab´s probiert, das ist sauschwer. Vor allen gibt es aber viele Snacks, wir haben Tintenfischbällchen zum Abendbrot gegessen. Echt lecker. 

Sophia Fruebing

Tag 4 - Der Abschied fällt schwer

Unser letzter Tag in Tagawa. Es war wirklich großartig hier. Wir haben so viel erlebt und neues kennen gelernt, besonders was das Essen angeht  ^.^ Heute Morgen haben wir für unsere Gastmutter Miho Eierkuchen, oder wie man im Schwabenland sagt Pfandkuchen gemacht. Das war Konnys und Lillis Idee und es hat erstaunlich gut geklappt. Miho hat es jedenfalls gut geschmeckt. Wir mögen sie sehr. Gestern haben wir ja auch ihren Ehemann kennen gelernt, es ist ein süßes Päarchen.

Nachdem Frühstück sind wir zu dem Fluss gefahren, an dem ich schon joggen war um dort Paddeln zu gehen. Mir hat das einen riesigen Spaß gemacht. Der Fluss war nicht ganz sauber, aber sehr angenehm zum Schwimmen. Wir haben noch eine Wasserschlacht gemacht und dabei auch unsere Dolmetscherin ins Wasser geschmissen. Es war schon lustig, aber auch irgendwie peinlich, sie wollte eigentlich gar nicht nass werden.  Danach sind wir zum Bogenschießen in ein Dojo, des Bogenschießvereins von Tagawa gefahren und haben alle zusammen zweimal selber mit so einem großen Bogen schießen dürfen. Zuerst hatten die Bogenschießmeister uns in einer kleinen Vorführung gezeigt wie man richtig gut schießt. Dann durften wir es selber probieren und waren geschockt wie schwer es ist ein Ziel, das nur fünf Meter von einem entfernt ist zu treffen. Aber Konny war richtig gut, sie hat als einzige von uns die Zielscheibe getroffen, und zwar in der Mitte.

Danach sind wir zu einer Turnhalle gefahren wo ein berühmter Fußballtrainer aus Osaka mit uns Sportspiele veranstaltete. Die kleinen Kinder waren so süß, richtig knuffig. Zuerst waren sie sehr schüchtern, doch am Ende waren sie vernarrt in uns, das war wirklich süß. Es hat so viel Spaß gemacht. Auch wenn die Spiele bei gefühlten 40° echt nicht grade leicht waren. Mein Team hat am Ende im Lienenfusßball gewonnen. Dafür haben wir uns alle so ins Zeug geworfen.

Leider war das dann ja auch der letzte Tag, so dass wir nach einer Dusche von vielen an diesem Tag, zurück ins Sportzentrum gefahren sind und dort zum Abschied noch jeder eine kleine Rede gehalten haben und unseren Strumpfhosen-Tanz mit dem Lied „Black and Withe“ vorgeführt haben. Es war mir so peinlich, aber auch lustig, die Japanerinnen, besonders die alten Damen, haben sich so todgelacht über uns. Ein tolles Publikum auf jeden Fall, sie klatschten mit, jubelten als sie verstanden, das jeder von uns sich zwei Strumpfhosen mit seinen Nachbarn teilten und wir in einer Linie uns vor und zurück bewegten, ohne hinzufallen, was wirklich gar nicht so leicht ist.

Auch das ewige Fotoshooting  nach dem „ersten Abendessen“ war ein Kraftakt, doch es war auch so schön, allen noch einmal Tschüs sagen zu können. Wir werden hier wie kleine Stars behandelt. Es ist manchmal schon echt komisch, z. Bsp. wenn sich sieben alte Omas darum streiten, was der beste Blickwinkel für die Kamera ist, gefühlte zwanzig Fotos von dir schießen und immer mehr Leute mit aufs Foto ziehen. Es gibt echt so viele lustige Momente auf dieser Reise, es sind einfach zu viele, um alles auf zuschreiben. Aber vielleicht kann ich im Flugzeug zurück noch ein „Best of“ schreiben. Ich will diese Reise auf keinen Fall so leicht vergessen.

Unvergesslich ist auch die Freundlichkeit mit der unsere Gastmutter Miho und ihre Familie uns behandelt haben. Wir sind wie Familienmitglieder behandelt worden, nur eigentlich noch besser. Mihos Oma war so freundlich zu uns, dass war so lieb, sie hat uns den Fächertanz beigebracht. So richtig süß ganz ohne Worte, nur mit Gesten, das war echt lustig. Mihos Vater hat uns heute von seiner Arbeit noch Mitbringsel mitgebracht, das war auch richtig lieb, so eine ganz süße Reisschüssel mit Gesicht und verschiedene Stoffe mit dem Maskottchen von seiner Arbeit. Am Ende haben wir sie alle ganz fest gedrückt, ich hoffe wirklich sie kommen uns in Deutschland besuchen.

Es ist so schön hier, ich mag es wirklich sehr hier. Das Haus am Schrein, die Sommerferienatmosphäre, die Menschen die uns so offen und liebevoll aufnehmen.  Es ist ein verdammtes Glück hier zu sein, was ich nur jedem weiterempfehlen kann. 

Tag 3 - Beginn des ofiziellen Rahmenprogramms

Am 27.7. war der offizielle Beginn des Regionalprogramms. Hierbei hieß es für die Gruppe der Deutschen Schachjugend aus dem Hotel auschecken, mit dem Bus zum Flughafen in Tokio von wo was es mit dem Flugzeug dann weiter südlich nach Kyushu ging.
Am Zeilflughafen wurden wir direkt von einigen der Gastgeber empfangen.
Als erstes Stand ein Höflichkeitsbesuch beim Bürgermeister auf dem Programm, der uns offiziell in Tagawa begrüßte, und uns erste Informationen über unseren Aufenthaltsort und dessen Geschichte gab. In seiner Rede wünschte er uns einen angenehmen Aufenthalt. Anschließend gab es ein Willkommensessen mit den Delegierten des lokalen Sportbundes.
Als nächstes wurden den einzelnen Mitgliedern unserer Gruppe ihre Gastfamilien vorgestellt, bei denen wir die nächsten vier Tage alleine, zu zweit oder zu dritt untergebracht werden.
Der Tag endete mit jeweils individuell von den Gastfamilien organisiertem Programm, wie beispielsweise das Probieren weiterer Landesspezialitäten, einem Besuch von Bekannten oder Verwandten der Gastfamilie oder einem Abend mit traditionellem japanischen Trommeln und Tanz.

 

Lilli Hahn

Heute haben wir wirklich viel gesehen, gekostet und kennen gelernt. Schon das Frühstück um 7 Uhr 30 war wirklich ungewöhnlich. Wer vorher nur Sushi als Japanisches Essen kannte, war sehr überrascht, was und wie und wann man als mögliche essen kann. Das Essen was für die meisten Lacher und lustigsten Gesichter gesorgt hat, war natürlich „Natto“. Unser Finn war so mutig es als erstes zu probieren, sein Gesicht hat sich vor Ekel dabei so schön verzogen, das alle sich vor Lachen weggeschmissen  haben. Natto sind verdorbene, hellbraune Bohnen, die zwar sehr nährreich und angeblich für ein langes Leben sorgen, aber tierisch stinken, lange dünne Schleimfäden ziehen und  einen Geschmack haben, den ich nicht besser als mit „Igitt“ beschreiben kann. Aber Geschmack ist ja bekanntlich Geschmackssache, mein Lieblingsobst fanden die anderen auch furchtbar. Dabei sind „Umeboshi“ echt lecker, aber naja Japaner sagen ja auch das Natto schmeckt. Umeboshi sind in Salz eingelegte japanische Pflaumen, die ein bisschen wie hellrote zerknautschte Fleischbällchen aussehen. Ihr Geschmack ist purr viel zu intensiv, aber mit Reis echt lecker, frisch und saftigsalzig. Es gab auch Misosuppe mit Algen und kleinen Pilzen, Reis und Litschis, Ananas und Melone. Die anderen japanischen Speisen kann ich kaum in Worte fassen, salzige schwarze Algen waren noch das normaltes. Es gab aber auch für Leute die nicht ganz so mutig wie Finn waren, europäisches Frühstück, was aber langweilig zu beschreiben wäre, oder? Lieber erzähl ich von der Feuerzeremonie ausführlicher.

Nach dem Frühstück gab es drei Power Point Präsentationen, die sich zur schwer zusammenfassen lassen. Zuerst wurde etwas über den Japanischen Sportbund JJSA, leider sehr trocken mit vielen Zahlen, aber ich fand schön, dass der Japaner extra den Text für uns auf Deutsch flüssig ab zu lesen gelernt hat, mit Dolmetschern kommt so ein langatmiges Thema wie Sporteinrichtungen noch schwerfälliger herüber. Interessant war aber das die Ursprunge des JJSA (Japan Sports Association Structure)beim Gründer des Judo Jigoro Kano, der Japans junge Sportler fit für ein Sportevent in Stockholm machen wollte. Die zweite Präsentation war für mich persönlich interessanter, Fotos von vorherigen Austauschprogammen  nach Japan, diese Bilder machten wirklich Reiselust auf unsere Regionalprogramme. Der Sprecher drückte wieder seinen Dank an uns Deutsche für unsere Freundschaft aus, erzählte von der letzten Reisegruppe, die nach dem großen Erbeben trotzdem nach Japan gekommen sind und ihr Mitgefühl zeigten. Die Katastrophe vom 11.März 2011 war auch das Thema der letzten Präsentation. Ich hatte das Gefühl das der ganze Saal, von den Fotos, die die zerstörten Gebiete nach dem Tsunami zeigten, betroffen war. Dabei kannten wir viele Bilder schon, große Schiffe die in einer zerstörten Einkaufsstraße liegen, Häuserdächer die das Wasser auf Brücken abgelegt hat, wilde Wissen, da wo vorher eine Kleinstadt war. In unsere Gruppe ist eine lustige Atmosphäre, wir lachen viel, verstehen uns super, da denken wir kaum an die Katastrophen. Wir reißen Erdbebenwitze, sind zwar ernst wenn es um die Katastrophe geht, sprechen aber von selbst kaum über dieses Thema. Über die Gefahr die von Fukushima ausgeht wurde auch kaum ein Wort verloren, einmal glaube ich, wurde das Thema von einem der Japaner angeschnitten.  Aber an sich ist das Thema in Deutschland mehr ein Thema als hier in Japan. Auch von den Energiesparmaßnahmen, ist nichts zu merken, obwohl davon in unseren Medien doch die Rede war, aber mal sehen, vielleicht ist das in der Präfektur Fukuoka ja anders.

Naja genug gegrübelt, zu unsere Feuerzeremonie ^.^ Wir sind in die Buddhistische Tempelanlage Naritatasan Shinshoji gefahren, die auf den ersten Blick versteckt in einem Wohnviertel klein wirkt, aber riesig mit mehreren Pagoden, Tempel, Waschbrunnen und Gebetshallen. In drei Gruppen mit je einem Dolmetscher haben wir das Gelände erkundet. Durch die großen Eingangstore, am Schildkrötenteich vorbei, zum Brunnenbecken mit den Wasserkellen. Es ist üblich sich bevor man den Tempel betritt, die Hände und den Mund mit dem Wasser aus dem Becken zu waschen. Die Hitze war wieder so drückend, doch vorm Hauptgebäude des Tempels stand ein Räucherstäbchenbecken, das sehr stark qualmte und in dessen Rauch sich manche Japaner auch wuschen. Angeblich sorgt dieser Rauch, dafür das man im Alter gesund bleibt. Wo dem Hauptgebäude zogen wir alle unsere Schuhe aus, packten sie in Plastiktüten und betraten damit den Tempel. Drinnen war es abgedunkelt, doch trotzdem leuchtete der Goldschmuck in der Halle leuchten. Selbst die Wände waren in Mattgold gehalten, der Teppich war hellrot, an der Rückwand der Halle waren relativ kleine Buddhastaturen. In der Mitte der Halle fand die Feuerzeremonie statt. Ein altehrwürdiger Abt bettete vor einem Feuerbecken, hinter ihm rezeptierten zehn Mönche ein Sutra. Zuerst war nur ein leises Klingeln zu hören, ich dachte schon wie langweilig, doch dann mit einem „Beng“ wurde wir alle wachgerüttelt durch ein Trommelschlag. Die Trommel war riesig, wesentlich großer als der Trommler. Plötzlich flammte das Feuer richtig auf, der Gesang stieg an. Die Japaner standen dann aus dem Publikum auf, gaben ihre Taschen den Mönchen, die diese direkt an das Feuer hielten. Ein paar von uns probierten das auch aus, unsere Dolmetscherin meinte so werde das Portmonee gewaschen und es passe mehr Geld hinein. Als die Zeremonie zu Ende war, hab ich mir den Schmuck an der Decke fotografiert. Ich fand ihn so süß, er war aus dem 8.Jahrhundert, aber hatte die typische Herzchenform in der Mitte.

Wir sahen uns auch noch die anderen Tempelgebäude an, die wunderschöne Holzschnitzereien und Malereien hatten. Doch es gab viel zu viel zu sehen in der kurzen Zeit und wir waren zum Essen in Restaurant verabredet. Das Essen war auch sehr interessant, wieder so viele unbekannte Speisen, z. Bsp. geriebene Lotuswurzel mit Calcium als Scheele oder Tempura, frittiertes Gemüse. Etwas Zeit zum Shoppen in den Läden um den Tempel, blieb uns dann noch. Da gab es auch so verrückter Souvenirs. 

Am Nachmittag waren wir im National Museums of Japanese History, in welchem wir zwei Stunden durch die Ausstellungen wanderten und die echt gut gemachten Nachbildungen von alten Häusern und Menschen anschauten. Leider hatten wir aber zu wenig Zeit, um alles an zu sehen.

Zurück im Hotel lernten wir unsere Dolmetscherin Chie kennen und den Gastvater von Finn und Gregor, der ein hohes Tier in der Sportorganisation von Fukuoka ist. Beide waren sehr freundlich zu uns, um es mal zu untertreiben. Als wir unser Programm besprachen, erfüllten sie uns jeden Wunsch. Egal, ob wir nun Bogenschießen oder Kimonos anziehen wollten, ein kurzes Telefonat und unserer Wünsche sind fest eingeplant. Ich freue mich so auf die nächsten Tage, dass wird ein riesen Spaß.

Der erste so furchtbar lange Tag neigt sich dem Ende zu. Fast alle sind jetzt auf ihren Zimmern und laden ihre Gute-Laune-Batterien durch Schlaf auf. Morgen heißt es ja schon wieder früh aufstehen. Von einigen habe ich gehört, dass sie um fünf Uhr in Deutschland sich auf den Weg machen mussten, um unseren Flieger von Frankfurt nach Narita (in der Nähe von Tokio) zu bekommen. Für diese Leute war es erst recht nervig, das unser Flug eine Stunde und 15 Minuten Verspätung hatte, wegen technischer Schwierigkeiten an den Vorderrädern.

Aber an sich machte das am Ende keinen Unterschied, die Vorfreude konnte man deutlich aus dem Geräuschpegel heraus hören, so viel Geschnatter und Gekicher hatte ich noch nie auf einem Flug gehört. Viele erzählten was sie alles in Japan erleben wollen, andere sahen natürlich auch einfach vier Filme am Stück, schliefen oder spielten Schach. Japan war aber natürlich insgesamt gesehen das Gesprächsthema Nummer eins. Als wir am Flughafen an kamen gab es gleich die ersten zwei Schocks. Ruben, von dem bestimmt noch öfter die Rede seinen wird, hatte seinen Reisepass im Flugzeug vergessen! Was bei den echt strengen Sicherheitskontrollen der Japaner böse ausgehen hätte können. Wir müssten alle unsere Fingerabdrücke und eine Momentaufnahme unsere Gesichter abgeben. Zum Glück konnte Rubens Reisepass gefunden werden, wir haben wirklich Glück das ein paar Gruppenleiter Japanisch  sprechen können. Der zweite Schock war die Hitze, sobald wir aus dem Flughafengebäude heraus kamen, brannte die Luft um uns herum. Der Juli ist der heißeste Monat in Japan. Alle waren wir froh als wir in unsere klimatisierten Buse einsteigen konnten. Hier hatten wir das erste Mal die Zeit uns Japan anzusehen. Flughäfen sehen auf der ganzen Welt ja fast alle gleich aus, auch wenn der Narita Flughafen hübsch mit Bildern vom Fujiyama, Japans Heiligem Berg und Geishas dekoriert ist. Erst der Blick aus dem Busfenster auf ein großes Tempelhaus, eingerahmt von Bambuspflanzen, war wirklich Japanisch. Japan ist trotz der vielen Naturkatastrophen ein hochentwickelter Industriestaat. So sahen wir als erstes auch Fabrikhallen und die so exotisch klein aussehenden Autos. Nach knapp 15 Minuten Fahrt zum Hotel waren viele von uns enttäusch: „Das sieht ja gar nicht richtig japanisch aus“. Irgendwie stimmt dieser Eindruck schon, wir sind in einem sehr westlichen Hotel untergebracht, das aber einen japanischen Garten mit Koi-Karpfen hat. Um das Hotel herum sind nur Autobahnen, so dass unser erster Tag in Japan recht langweilig zu werden versprach. Doch im Endeffekt glaube ich ist es ein sehr gemütlicher Tag geworden.

Nachdem Einchecken gab es Mittagessen, seltsamerweise aber nichts Japanisches, sondern Hähnchen und Nudeln mit Tomatensoße (mit Paprika).  Vielleicht will uns das Japanische Hotelpersonal noch schonen, und gab uns deshalb auch keine Stäbchen.  In einer kleinen Willkommensrede wurden uns unsere Dolmetscher vorgestellt und unsere Tagespläne besprochen. Die Organisation unsere Reise ist gut, teilweise aber auch zu gut gemeint.  Nach zwölf Stunden Flug ist es schwer langen Erklärungen zuzuhören, vor allen wenn sie immer doppelt kommen, in Japanisch und Deutsch. In der Freizeit nach dem Mittagessen, sind viele einfach in ihre Betten gefallen und noch mit Klamotten eingeschlafen. Andere untersuchten in kleinen Gruppen das Gelände, ein paar gingen in den Hotel eigenen Pool und das runde Heiß-Wasser-Becken. In Japan darf man in einem Pool nur mit Badekappe schwimmen, die konnte man sich für 105 Yen (1,10 Euro) ausleihen.

Vor dem Abendbrot gab es um 17 Uhr 30 die zweite Willkommensrede an diesem Tag. Der Präsident des Japanischen Sportverbands lobte die Deutsch-Japanische Freundschaft besonders auch in der Zeit nach der Dreifachkatastrophe von Tohoku (unsere Medien nennen es „Fukushima“). Es war eine emotionale Rede, die durch ein paar deutsche Vokabeln („Willkommen“ „Viel Glück“) aufgelockert wurde. Auch unsere Delegationsleiter hielt eine Rede, in der er auf Japanisch „Der Sport verbindet uns“ sagte, was auch den Inhalt der Reden sehr kurz zusammenfasst. Ein sehr schönes Bild ist das von dem entstand als der kleine, respektvoll aussehende Japaner und unser hochgewachsener deutscher Delegationsleiter sich die Hand reichten.

Das Abendbrot hatte einen klasse Nachtisch, kleine sehr süße Japanische Kuchen mit Grüntee- und Erdbeergeschmack. Es gab aber auch Speisen die wir nicht definieren konnten, auch nachdem wir sie gekostet hatten. Ich freue mich schon sehr meine Lieblingsessen kosten zu können, es scheint aber so als wäre das erst in unseren Gastfamilien möglich.

Den Abend verbrachten wir alle in kleineren und größeren Gruppen, leider kann ich nicht erzählen was alle gemacht haben. Ich habe als Hochgeistungssportlerin das Fitnessstudio unsicher gemacht und danach im Pool gebadet. Mit einer Gruppe junger Japaner spielten wir zusammen „fangen“ oder wie es auf Japanisch heißt „der Teufel kommt“.  Es war lustig zu sehen wie viel Spaß die Japaner hatten, bei so einem einfachen Kinderspiel. Ich glaube das wird eine sehr schöne Zeit hier in Japan. Die Japaner sind so freundlich, höflich und immer für ein Lächeln zu haben.

 

 

Sophia Fruebing

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