Zum Hauptinhalt springen
 
| Sport, Verband

Deutschlad ist Europameister: Ein Interview mit Arkadij Naditsch

Deutschland ist Europameister und stellt damit die beste Mannschaft in Europa. Und das obgleich die Mannschaft aufgrund ihrer Elozahlen „nur" an Nummer sieben gesetzt war.

Wie konnte dieses Ziel erreicht werden? Wie war das möglich? Diesen Fragen versuchen wir im Gespräch mit Arkadij Naiditsch, der Nr. 1 in Deutschland, nachzugehen.

 

 

Frage: Mit welchem Ziel geht man als Mannschaft, als Einzelperson in einen solchen Wettbewerb, wenn man weiß, man liegt eigentlich ein Stück hinter der absoluten Spitze zurück?

 

Arkadij Naiditsch: Als Mannschaft hatten wir ein klares Ziel; wir wollten in die Top 5 und dann, wenn es gut läuft, vielleicht noch mehr. Auch zuvor bei der Olympiade 2008 und der Europameisterschaft 2009 haben wir, denke ich, bewiesen, dass wir eine gute Mannschaft haben und wir mit ein wenig Glück jeden Gegner schlagen können.

Ich selbst habe mein Bestes gegeben, um die Mannschaft zum Erfolg zu führen. Ich freue mich, dass wir unser Ziel erreicht haben.

 

 

Frage: Wie bereitet man sich in den Wochen vor einer solchen Europameisterschaft vor? Mental und schachlich?

 

Arkadij Naiditsch: Schachlich: Für mich und für jeden anderen Schachspieler ist es wichtig, insbesondere die Eröffnungen zu wiederholen, um während der Partie Kräfte zu sparen und frisch zu bleiben. Ferner löse ich im Vorfeld gerne Schachaufgaben. Dabei muss es sich nicht mal um was Kompliziertes handeln; eher Aufgaben, für die ich zwischen 30 -60 Sekunden benötige. Dies beugt groben Einstellern und Fehlkalkulationen vor. Mental: Dafür gibt es keine Patentrezepte – ich denke, insoweit hat jeder seine eigenen, persönlichen Tricks, die individuell funktionieren, aber keine Allgemeingültigkeit haben.

 

 

Frage: Der einzelne Spieler trat bei der EM nicht als Einzelspieler an, sondern als Mannschaftsspieler. Welche Auswirkungen hat das?

 

Arkadij Naiditsch: Das ist sehr personenabhängig. Manche spüren mehr Druck in Mannschaftswettbewerben - die anderen sind noch motivierter. Es ist ganz wichtig, dass in der Mannschaft ein gutes Klima herrscht und die Spieler sich wechselseitig schachlich und mental unterstützen können und wollen. In dem einen oder anderen Match kann dies dann eine entscheidende Rolle spielen.

 

 

Frage: Wie schafft man es, seine Eigeninteressen hinter die der Mannschaft zu stellen, zum Beispiel wenn man auf Gewinn spielen muss und dabei seine Elozahl gefährden kann?

 

Arkadij Naiditsch: Ich denke, die Elozahl sollte dabei überhaupt keine Rolle spielen. Wenn man an so einem Wettbewerb wie der EM teilnimmt, sollte jedem klar sein, was zählt. Das gemeinsame Ziel hat die oberste Priorität.

 

 

Frage: Im Fußball hieß es früher elf Freunde müsst ihr sein. Hieß es bei der EM fünf Freunde sollt ihr sein, um Erfolg zu haben? Wie wichtig ist das Mannschaftsklima für einen solchen Erfolg?

 

Arkadij Naiditsch: Im besten Fall sollte man 5 Freunde sein; im schlechtesten Fall, sich wenigstens gegenseitig respektieren und persönliche Differenzen zurück stellen, um das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Dies ist sehr bedeutend, denn wenn man anfängt, sich unwohl zu fühlen, ist es schwierig, 100% des Leistungspotenzials abzurufen, denn Ablenkungen mindern die Leistung.

 

 

Frage: Es wurde mit Rustam Kasimdschanow ein absoluter Weltklassespieler für die Eröffnungsvorbereitung verpflichtet. Was hat man sich unter seiner Arbeit als Laie vorzustellen? Letztlich spielt jeder von euch seine Spezialvarianten, in denen er sich auskennt. Letztlich kennt ihr die anderen Spitzenspieler selbst durch eigene Wettkämpfe. Wie sah die Hilfe aus? Wie kann man davon profitieren?

 

Arkadij Naiditsch: Rustam machte seine Arbeit gut. Ich denke, alle Spieler waren mit ihm zufrieden.

Seine Hauptaufgabe bestand darin, die „ Theorie-Lücken" zu schließen. Beispiel: Jemand spielt Sizilianisch und fühlt sich dabei grundsätzlich sehr gut vorbereitet mit Ausnahme einer bestimmten Variante. Insoweit fühlt er sich ein wenig unwohl und arbeitet eventuell die ganze Nacht, um diese „Lücke" zu schließen. An dieser Stelle kommt Rustam zum Einsatz. Damit schläft der Spieler besser und spart viel Kraft für die wichtige, bevorstehende Partie.

Da auch Rustam eine Riesenerfahrung als Trainer und als Sekundant von Vishy Anand hat, gab er uns manchmal auch strategische Hinweise, wie wir eventuell die Partie anlegen sollten. Daher wäre es falsch, Rustams Leistung auf die Eröffnungsvorbereitung zu reduzieren. Er war vielmehr quasi unser 6. Brett!

 

 

Frage: Ihr wart nach Erfolgen gegen Ungarn und die Ukraine Erster in der Tabelle. Dann der Rückschlag gegen Bulgarien. War da der Traum vom EM-Titel für euch schon ausgeträumt? Was ging da in euch vor?

 

Arkadij Naiditsch: Ich denke, nach Runde 5 ist es noch zu früh zu träumen oder gar das Ziel aufzugeben. Wie in jedem offenen Turnier sind die letzten 3 Runden die Entscheidenden - dann geht es direkt um die Endplatzierungen. Wir hofften nach der 5. Runde, dass wir weiterhin gut spielen und noch die eine oder die andere Top-Mannschaft unter Druck setzen können.

 

 

Frage: Habt ihr gespürt die Begeisterung und das Mitfiebern der Schachspieler in Deutschland? Viele haben ja mit Begeisterung zu Hause, und im Büro eure Partien im Internet direkt verfolgt. Wie bekommt man etwas mit? Und beflügelt dies einen?

 

Arkadij Naiditsch: Während des Turniers bekommt man nur ganz wenig davon mit und ich denke, es ist auch besser so. Man sollte nicht zu früh euphorisch werden oder gar mit dem Feiern beginnen. Viel besser ist es, die Konzentration und Spannung zu bewahren und cool zu bleiben.

Nach dem Turnier haben wir mitbekommen, wie viele Fans uns die Daumen gedrückt und mit uns mitgefiebert haben. Dies ist natürlich ein tolles Gefühl und ich möchte mich für diese Unterstützung bei allen bedanken. Ein Schachspieler ist im Grunde auch ein „Entertainer" und es ist ein tolles Gefühl, zu wissen, dass Dir so viele Menschen Glück wünschen und mit dir „schwitzen"!

 

 

Frage: Dann der Kampf gegen Armenien. Alles war möglich, ein Platz unterhalb der Medaillen und der große Erfolg. Was geht einem da vor diesem wichtigen Kampf durch den Kopf? Wie bekommt man den so frei, dass man ohne zur große Nervosität den Kampf aufnehmen kann?

 

Arkadij Naiditsch: Natürlich war jeder ein wenig nervös in dieser Situation. Es geht um alles! Die ganzen 8 Runden davor dienten nur dazu, bei dieser entscheidenden 9. Runde dabei zu sein. Jeder Zug war enorm wichtig. Hier muss man versuchen, ein „eiskalter" Profi zu sein. Gedanken an Medaillen sollten im besten Fall überhaupt nicht vorhanden sein, sondern man sollte versuchen, sich nur aufs Brett zu konzentrieren. Dies war in der Realität nicht so. Wir haben mit den Mannschaftskollegen mitgefiebert und häufiger als „nötig" auf das eigene Brett geschaut. Als Jan Gustafsson alleine blieb und ein Remis für den Gewinn der Europameisterschaft genügte, hatten wir alle einen

gefühlten Puls von 200. Genau wie viele Fans, die mit uns fieberten und es live im Internet verfolgten. Nochmals vielen Dank dafür! Hat uns Glück gebracht ?.

 

 

Frage: Und jetzt als Europameister, was ändert sich für euch im Schach? Wie kann aus dem Titel, ihr seit als Mannschaft ja noch recht jung, ein dauerhafter Höhenflug werden?

 

Arkadij Naiditsch: Der Europameistertitel ist etwas, das für immer bleibt, egal wie das Leben weiter verläuft.

Der Erfolg ist nun da – jetzt ist es wichtig, den Erfolg professionell zu vermarkten, damit die Medien mit noch größerer Aufmerksamkeit die Ereignisse im Schach verfolgen und daran teilnehmen. Ziel muss es auch sein, durch den erreichten Erfolg, weitere Sponsoren zu gewinnen und die Popularität des Schachs in der breiten Öffentlichkeit weiter zu steigern. Die damit verbundene Förderung kommt dann allen zu gute.

 

Carsten Karthaus

| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Kelheim: OSG Baden-Baden holt sich den Vize-Titel

Der Turniersieger bei der DVM 2022 U14 in Kelheim stand bereits nach Runde 6 fest: der SC Garching 1980 e.V. war mit drei Punkten Vorsprung nicht mehr einzuholen. Dahinter jedoch tobte noch ein Kampf um den Vizemeister-Titel. Dabei mussten USV Halle und USV TU Dresden Niederlagen gegen SK...

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Darmstadt: Borussia Lichtenberg holt den Titel!

Der letzte Tag der DVM ist beendet und die U16 hat einen deutschen Vereinsmeister, den SC Borussia Lichtenberg!

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Neumünster: Ein Meistertitel für Königsjäger Süd-West

Die DVM u16w ist beendet! Den Titel der Deutschen Meisterinnnen u16w tragen künftig die Spielerinnen des SV Königsjäger Süd-West. Von Rang 2 der Startrangliste gestartet, sind sie nach einer Anfangsniederlage richtig durchgestartet und den Titel errungen.

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Münster: Hamburger SK und Schachzentrum Seeblick holen sich die Titel!

Heute endeten die deutschen Vereinsmeisterschaften U20 und U20w in Münster. Nach sieben spannenden Runden konnten sich letztendlich das Schachzentrum Seeblick sowie der Hamburger SK über ihre Erfolge freuen.

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Neumünster: Mit Mathematik zur Meisterschaft

Wie schon am Nachmittag festgestellt, wird der Kampf um den Titel in der U16w sehr eng. Theoretisch haben noch sechs Teams Chancen auf den Titel, wobei nur die Aussichten vom Hamburger SK, Königsjäger Süd-West und Garching aussichtsreich sein dürften.

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite

DVM Darmstadt: 6 Kandidaten für einen Meistertiel

Unsere Unikate halbieren sich! Nur noch Magnus Ermitsch lässt sich von seiner Gewinntour nicht abbringen! Die Artenerhaltung wird beim Schachclub Borussia Lichtenberg großgeschrieben, denn der sichere Punkt an Brett 1 ist einer der 4 Gründe, warum das Team im Moment mit einem Mannschaftspunkt in...

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Kelheim: Entscheidung an der Donau schon gefallen

Einen Tag vor Turnierende ist die Entscheidung in Kelheim bereits gefallen. Der SC Garching 1980 e.V. liegt mit drei Punkten Vorsprung uneinholbar an der Tabellenspitze. Wenn sie es in der letzten Runde nicht noch irgendwie schaffen disqualifiziert zu werden ;) wird der Deutsche Meistertitel in der...

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Berlin: Spannung pur - und am Ende viele Pokalgewinner!

Spannung wurde im letzten Bericht versprochen - und in der Tat gab es in den beiden Altersklassen Spannung pur!

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM Neumünster: Zwischenfazit zur sechsten Runde

161/223 Partien sind gespielt. Zeit um der Vergangene Revue passieren zu lassen. In Neumünster ist mit der DVM U16w wohl der Veranstaltungsort mit den wenigsten DVM-TeilnehmerInnen. Aber nicht weniger spannend!

weiterlesen
| DVM 2022, Startseite, TOP Meldung

DVM München: Hamburger Herausforderungen im Süden

Am Morgen der fünften Runde lichtet sich der Nebel der Ungewissheit. Nach vier gespielten Runden festigt der TV Tegernsee seine Favoritenrolle und marschiert mit 8 von 8 Mannschaftspunkten an der Spitze.

weiterlesen