SV Stuttgart-Wolfbusch
Beim SV Wolfbusch sind zurzeit unter 170 Mitgliedern 45 Mädchen und Frauen (26%). Von den 95 Jugendlichen (U20) des Vereins sind sogar 32 weiblich (34%).
Die Entwicklung im Mädchenschach begann Anfang der 1990er Jahre, als etwa zeitgleich 8 Mädchen in den Verein kamen. Dabei handelte es sich überwiegend um Schwestern, Töchter und Schulfreundinnen von Vereinsmitgliedern. Einen nennenswerten Zuwachs gab es aber erst mehrere Jahre später, als eine weitere Handvoll Mädchen dazu stieß, wieder aufgrund von Kontakten zu unseren bisherigen Spielerinnen.
Seit dem Jahr 2000 gewinnen wir laufend Mädchen als neue Mitglieder hinzu, die nun aus ganz unterschiedlichem Anlass ihren Weg in den Verein finden. Eine Rolle spielen sicherlich die Schach-AGs, die wir seit 1988 an bis zu vier Schulen und seit 1996 an einem Kindergarten durchführen. Zunehmend zahlt sich auch die Öffentlichkeitsarbeit in Form von Berichten in Zeitung und Internet oder Präsenz bei Stadtfesten und anderen Gelegenheiten aus. Weiterhin machen sich die Kontakte unserer bisherigen Kinder und Jugendlichen (nicht nur der Mädchen) bemerkbar, sodass regelmäßig Freunde und Bekannte mitgebracht werden, wobei sich dieser Effekt natürlich noch vervielfacht.
Wie sich gezeigt hat, lässt sich eine Mädchengruppe besonders dann aufbauen bzw. halten, wenn ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Wichtig ist gerade für Mädchen, dass sie (gleichaltrige) Freundinnen finden, was sie aneinander und an den Verein bindet. Bei einzelnen Mädchen, die es in ihrem Schach-Leben nun mal überwiegend mit Jungs zu tun haben, besteht die Gefahr, dass sie sich als Außenseiter fühlen und die Lust verlieren. Eine (auch kleine) Gruppe von Mädchen kann sich gegenseitig Halt geben und auch mal blöde Kommentare von Jungs abprallen lassen.
Weiter kann es wegen geschlechtsspezifischer Unterschiede sinnvoll sein, die Mädchen in einer eigenen Gruppe zu trainieren. Jungs neigen eher dazu, eine (auch falsche) Lösung schnell herauszuschreien, wodurch Mädchen manchmal nicht zum Zuge kommen.
Vielleicht wirkt es sich auch positiv aus, dass wir seit langer Zeit eine Jugendleiterin haben. Zudem betreuen und trainieren ältere Jugendspielerinnen regelmäßig die jüngeren Mädchen und übernehmen so eine wichtige Vorbildfunktion.
Im Hinblick auf die schachliche Entwicklung muss man aber ganz klar davor warnen, die Mädchen in Watte zu packen und vom restlichen Schachgeschehen abzukapseln. Sie sollten von Beginn an in Jungenturnieren mitspielen, weil dort nun mal stärkere Gegner zu finden sind. Außerdem hilft das, von vornherein einem möglichen Unterlegenheitsgefühl entgegenzuwirken, wenn sie Erfolgserlebnisse auch gegen Jungs sammeln.
Zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls sind besonders für Mädchen außerschachliche Aktivitäten wichtig, wobei freilich auch gemeinsame Turnierbesuche weiterhelfen. In unserem Verein gibt es daher regelmäßig Jugendfreizeiten und Grillfeste, die natürlich nicht auf die Mädchen begrenzt sind, sondern der ganzen Jugendgruppe zugute kommen. Höhepunkt war ein zweimaliger „Trainingsurlaub“ in Kroatien für die älteren Jugendlichen.
Seit mehreren Jahren haben wir 3 Frauenmannschaften, wobei die 2.Mannschaft in der Regionalliga meist als reines Mädchenteam antritt. Die 1. Frauenmannschaft war 1991 Gründungsmitglied der 2.Frauen-Bundesliga und ist seitdem fast durchgehend dort vertreten. Nun rücken vermehrt Nachwuchsspielerinnen in die Stammmannschaft auf.
In den Erwachsenenmannschaften spielen nach Möglichkeit immer mehrere Mädchen zusammen im gleichen Team.
Unsere 1. Jugendmannschaft gehört in der höchsten Liga in Baden-Württemberg zum Favoritenkreis, wobei in der Stammbesetzung der Sechsermannschaft aktuell vier Mädchen stehen.
Wie sich an unserer Vereinsentwicklung zeigt, ist mitunter eine gewisse Ausdauer nötig, bis die Bemühungen von Erfolgen gekrönt werden. Die können sich aber mittlerweile sehen lassen. Ein erstes Ausrufezeichen setzten unsere Mädchen bereits 1998, als sich im Schulschach in WK IV (Jungenklasse!) ein Vierteam mit unseren Vereinsspielerinnen zur Deutschen Meisterschaft qualifizierte.
Mit Larissa Erben, Andrea Mijatovic und Sonja Häcker errangen bereits drei unserer Spielerinnen den Titel einer Deutschen Vizemeisterin, was neben anderen guten Platzierungen auch bereits dreimal unseren Mädchenmannschaften gelang. Den bisherigen Höhepunkt erreichte unser U20w-Team, als es bei der DVM 2007 Deutscher Meister wurde.