DSJ-Forum
Ausgabe 01 2004
Herbsttagung der deutschen Schachjugend Teil IV
Nachwuchsförderung im Ehrenamt
Über drei Ausgaben des DSJ-FORUMs im vergangenen Jahr 2003 haben wir die Thesen und Ergebnisse des Einführungsreferates von Prof. Dr. Helmut Richter auf der Herbsttagung der DSJ vorgestellt.
Dem Einstiegsreferat folgte die Diskussion in drei Workshops, in denen die Inhalte des Referats aufgegriffen und unter folgenden drei Fragestellungen bearbeitet wurden:
1. Wie erleichtere ich den Einstieg ins Ehrenamt?
Oft ist die Hürde eine ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen wenig attraktiv. Wie können stückchenweise Jugendliche eingebunden werden, ohne gleich Vorsitzender eines Jugendausschusses zu werden? (Arbeitsgruppe I Heft 10/2003)
2. Warum ehrenamtlich engagieren?
Was kann Jugendliche heute motivieren Ehrenämter auszuüben? Ehrenamtlichkeit wird nicht materiell entlohnt und ist gesellschaftlich noch immer wenig beachtet. Was moti-viert trotzdem? Gibt es eine Belohnung für das, was ich mache? Sind Ehrenamtliche die Esel oder eigentlich genau das Gegenteil? Wie schaffen wir uns unseren Spaß und sind auch als Leiter ein großer Teil der Gruppe? Was geht alles außer Training noch so? Chance der Ehrenamtlichkeit über allgemeine Jugendarbeit.
3. Wie kann ich Jugendliche in ihrer Arbeit stützen?
Viele Jugendliche werden mit ihrem Ehrenamt alleine gelassen. Wie kann ich sie stützen ohne zu nerven? Was wünschen sie sich? Geeignete Fortbildungen, welche Literatur müssen wir uns anschaffen? Welches Material ist geeignet, wann ist der Moment zu helfen? Feedbacks, Supervisionen, Lob, Anreize?
Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops III
„Wie kann ich Jugendliche in ihrer Arbeit stützen?“
Workshop-Leitung: Patrick Wiebe
Protokollführer: Michael Klein
a.) Einleitung
Der Einstieg in die Workshop-Arbeit erfolgt über die Zusammenfassung der persönlichen Erfahrungen der Workshop-Teilnehmer. Dabei steht die Auseinandersetzung mit drei Fragen im Mittelpunkt (Antworten der Teilnehmer):
1. Wo, als was, wie lange, warum engagiere ich mich ehrenamtlich?
2. Welches war eines meiner schönsten / nervigsten Erlebnisse in meinem Engagement?
nervig: wenn die Leute (betreute Kinder/Eltern) die ehrenamtliche Arbeit nicht schätzen; schlechter Informationsfluss; schlechte Vorbereitung / Einarbeitung; mangelnde Rückmeldung
3. Wie wurde ich in meiner bisherigen Arbeit unterstützt?
besonders hervorgehoben: Kollegen/Mitarbeiter, die mir helfen, mich persönlich unterstützen; positive Rückmeldungen als Motivation; gute Teamarbeit weitere Nennungen: Lehrgangsangebote; Ansprechpartner, die jederzeit zur Verfügung stehen; Eltern (z. B. mit ihrem Auto); Materialien und Tipps von anderen Leuten; Ausstattung mit Finanz- und Sachmitteln; Vertrauensvorschuss
b.) Unterschiedliche Arten der Unterstützung / Hilfe
Die Arten möglicher Unterstützung / Hilfe wurden in drei Kategorien eingeteilt.
Selbsthilfe | Persönliche Hilfen | Fachliche Hilfen |
Nutzung von Medien | Unterstützung | Herbsttagung |
Erfahrungsaustausch | Freunde | Lehrgänge / Seminare |
Kontakte knüpfen | Eltern | Skripte / Bücher |
Standortbestimmung | Trost | Erfahrungen / Ratschläge |
Objektivität | Vertrauensvorschuss | Homepages |
Psychohygiene | konstruktive Kritik | Verbände |
Durchsetzungswille | offenes Gesprächsklima | Ausbildung |
(Selbst-)Organisation | Ausprobieren lassen | Finanzmittel |
Einarbeitung | ||
Supervision | ||
Rückendeckung | ||
Stärken / Schwächen | ||
Fairness |
c.) Arbeit in Kleingruppen: Selbsthilfe, persönliche Hilfen und fachliche Hilfen
Arbeitsgruppe 1
Schwerpunkt: Organisation als Selbsthilfe
In der Arbeitsgruppe wurde ein Raster entwickelt, mit dessen Hilfe ehrenamtlich Engagierte ihre Tätigkeiten und Projekte besser organisieren und sich somit auf das wesentlich konzentrieren und damit effektiver arbeiten können.
I. Phase | ||
Phase der Zieldefinition | Warum? Ziele der Aktivität definieren | |
keine eigene Phase, | Wie? | |
sondern Vorgehen | a. Informationen sammeln | |
bei der Vorbereitung | b. Erfahrungsaustausch mit anderen Engagierten / | |
Hauptamtlichen | ||
(s. dazu das Beispiel) | c. abwägen der Alternativen | |
d. festlegen auf eine Alternative | ||
II. Phase | ||
Vorbereitung | Was? | => Inhalte |
Womit? | => Materialplan | |
Wann? | => Terminplan aufstellen | |
=> zeitl. Ablaufplan des Projekts | ||
Wo? | => Örtlichkeiten kennen(-lernen) | |
Wie viel? | => FinanzplanWer / | |
Mit wem? | => Ansprechpartner | |
=> Personalplan | ||
III. Phase | ||
Nachbereitung | Bewertung durch die Organisatoren und Teilnehmer; | |
Dokumentation | Soll-Ist-Vergleich: Planung vs. Ergebnis | |
Beispielprojekt: Jugendsprecherlehrgang zum Thema „Ehrenamtliches Engagement“
I. Phase | |
Zieldefinition | Warum? Ziele der Aktivität definieren |
II. Phase | |
Vorbereitung | |
Was? | Inhalte: Referat zum Thema, Workshops; Kennerlernspiele,... |
Womit? | Materialplan: Präsentationskoffer, Spielekiste, Overhead- |
Projektor, ... | |
Wann? | Terminplan: Abstimmung mit der gleichzeitig stattfindenden |
Herbsttagung | |
Ablaufplan: zeitlicher Ablauf, inkl. Vorbereitung | |
Wo? | Örtlichkeit: Jugendherbergen besichtigen, vergleichen |
Wie viel? | Finanzplan: Unterbringung und Verpflegung, Fahrtkosten, |
Referentenhonorar, Materialien ... | |
Wer / Mit wem? | Ansprechpartner: Geschäftsführer der DSJ, Jugendsprecher |
in den Ländern, Jugendherberge, ... | |
Personalplan: Betreuer, Referent, ... | |
III. Phase | |
Nachbereitung | Fragebogen verteilen und auswerten; |
Dokumentation | eigene Eindrücke mit den Eindrücken des Teams abgleichen |
Vergleich Planung und Ergebnis | |
Niederschreiben / Dokumentation dieser Bewertungen / | |
Eindrücke |
Arbeitsgruppe 2
Schwerpunkt: persönliche Hilfen
Wichtige Form der Hilfe: konstruktive Kritik
Kritik geben:
positive Grundstimmung schaffen
offene Gesprächsatmosphäre
Distanz von Bewertungen der Person und persönlicher Bewertung
auf Reaktionen des Gegenüber eingehen
Mit wem spreche ich eigentlich?
Kritik annehmen:
Kritik als sachlich ansehen
Kritik dankbar aufnehmen
nicht stundenlang darüber diskutieren; es ist die Wahrnehmung des anderen
ursprüngliche, persönliche Meinung nicht dogmatisch (festgefahren) schützen
evtl. Dritte miteinbeziehen / mehr als eine Seite hören
Beispiel: Ein jugendlicher Trainer möchte erfahren, wie seine Arbeit aufgenommen wird.
Zwei mögliche Wege:
1. Wie sieht der Verein die Arbeit?
persönliches Gespräch mit dem Vorstand, ...
=> Ziel: Sind sie zufrieden mit dem Erfolg, der Gestaltung?
=> Wie groß ist das Interesse des Vereins an der Arbeit?
Einladung an ein Vorstandsmitglied zum Training
(am Ende der Saison vielleicht zusätzlich:)
2. Wie sehen die Jugendlichen die Arbeit?
Fragebogen:
- Wie regelmäßig warst Du da?
- Warum kommst Du zum Training?
- Hast Du das Gefühl, sachliche Fortschritte gemacht zu haben?
- Sollte das Training lockerer / strenger werden?
- Wünschst Du Dir mehr ein nicht schachliches Programm?
- Bewerte das Training (Note 1 - 6)
- Im Training sollten wir ...
Arbeitsgruppe 3
Schwerpunkt: Fachliche Hilfen zur Informationsbeschaffung
1. Homepage
- Links
- Forum
- Aktualität
- Vielseitigkeit
- Ansprechpartner
- fundierte Informationen
2. Bücher, Skripte, Berichte
- Landesschachjugenden
- Deutsche Schachjugend
- Deutsche Sportjugend
- Landessportjugend
- Bundes-/ Landeszentrale für politische Bildung
3. Vorschlag: Erstellung einer Literaturliste
Beispiel: Planung eines Lehrgangs
Schulschach-Multiplikatorenlehrgang (Patent)
1. kompetenter Referent: Kurt Lellinger
2. Terminabsprache: 04./05. Oktober 2003
3. Ort festlegen: Regensburg; Buchung der Unterkunft
4. Inhaltsabsprache unter Berücksichtigung externer Vorgaben
5. Erstellung eines Zeitplans
6. Kalkulation
7. Ausschreibung:
- Homepage
- ggf. Email- Verteiler
- Verbandsstrukturen
- Rochade bzw. Fachpresse
8. Beschaffung von Hilfsmitteln (z.B. Demobrett)
9. Durchführung
10. Nachbereitung
- Bericht erstellen und veröffentlichen
- Auswertung
- Abrechnung (intern & extern)
Das Grüne Band und 5000 Euro für die Vereinskasse
Bereits zum 18. Mal wird in 2004 das "Grüne Band" der Dresdner Bank vergeben - auch im Schach als einer von mittlerweile 70 Sportarten.
Ausgezeichnet werden Vereine mit herausragender Nachwuchsarbeit und Talentförderung. Der Siegerverein in jeder Sportart wird nicht nur mit der schicken Trophäe des Grünen Bandes, sondern auch mit 5.000 Euro bedacht. Wenn das kein Anreiz ist!
Und aufgepasst!
Die Deutsche Schachjugend hat in diesem Jahr die Modalitäten für die Teilnahme verändert. Von nun an können sich auch Vereine bewerben, die das Grüne Band bereits gewonnen haben. Sie können fünf Jahre nach dem Prämierungsjahr wieder ausgezeichnet werden.
Bewerbungen sind bis zum 29.02.2004 an die Geschäftsstelle der DSJ zu richten.
Weitere Informationen und die Ausschreibung findet ihr auf unserer Homepage: http://www.deutsche-schachjugend.de
Neue "Ruhmeshalle" der Deutschen Meister
Auf unserer Homepage entsteht seit kurzem eine Übersicht aller Deutschen Jugendmeister seit 1947! Unser Webmaster Gerhard Hund hat in mühevoller Kleinarbeit schon viele fast vergessene Ergebnisse wieder ausgegraben.
Unter http://www.old.deutsche-schachjugend.de/dsj-dm00.htm könnt ihr nicht nur selbst nach den alten Ergebnissen suchen, sondern auch wertvolle Tipps geben.
Denn wir sind für jeden Hinweis zur Vervollständigung der Liste dankbar. Also, schaut doch mal dort rein!
Impressum DSJ-Forum
Herausgeber: Deutsche Schachjugend, www.deutsche-schachjugend.de
Verlag: JugendSchachVerlag, Partner der Deutschen Schachjugend
Redaktionsanschrift: Geschäftsstelle Deutsche Schachjugend, Jörg Schulz, Hanns-Braun-Str. Friesenhaus I, 14053 Berlin.
Das DSJ-FORUM ist das Informationsblatt der Deutschen Schachjugend. Es erscheint 10mal im Jahr als Beilage der Zeitung JUGENDSCHACH.
Das DSJ-FORUM wird gefördert aus Bundesmitteln des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.