„Älter werden ist für sich genommen kein Verdienst. Und doch bedeutet die Zahl 25 eine imaginäre Zäsur, die Anlass bietet zurückzuschauen auf Erfolge und Höhepunkte, aber auch auf Pleiten und Rückschläge.“ So steht es in meinem Vorwort zu dem Buch „Das silberne Jubiläum“, das 1996 erschienen ist. In dem immer noch lesenswerten Buch hat der gelernte Historiker Jörg Schulz die Geschichte der ersten 25 Jahr der DSJ aufgeschrieben, die im Jahr 1970 gegründet wurde. Natürlich hätte ich damals nicht gedacht, dass ich das Zitat einmal einer Zweitverwertung würde zuführen können und selbstverständlich gibt es bei Jörg, anders als bei der DSJ, keine Pleiten und Rückschläge, über die hier zu berichten wäre.
Jörg Schulz war nicht der erste Geschäftsführer der DSJ. Seine Vorgänger waren Doris Kramer und Wolfgang Amelung, zwei von der Arbeitsverwaltung bezahlte „ABM-Kräfte“. Aber Jörg war unser Wunschkandidat, einer von uns eben, der den Posten planmäßig am 1. August 1990 übernahm, als die Drittmittelfinanzierung auslief und der Stelleninhaber nicht mehr spezielle Auflagen erfüllen musste. Sein bisheriges Amt als 1. Vorsitzender der DSJ, das er seit 1988 innehatte, musste er natürlich aufgeben und so kam mir als damaligem 2. Vorsitzendem die Aufgabe zu, den Staffelstab zu übernehmen und die nächsten sieben Jahre zusammen mit Jörg die Geschicke der DSJ zu lenken. Das wäre schon zu normalen Zeiten durchaus anspruchsvoll gewesen, denn natürlich gab es auch einmal unterschiedliche Auffassungen und wer Jörg kennt, der weiß, dass er es durchaus versteht, seine Meinung zu vertreten, während man mir gelegentlich eine gewisse Sturheit zuschreibt. Aber es waren keine normalen Zeiten. Ganz Deutschland befand sich im Aufbruch und das organisierte Schach machte da keine Ausnahme. Die ersten Jahre in Jörgs Amtszeit waren vom Vereinigungsprozess geprägt. Die DSJ kann für sich in Anspruch nehmen, das Jugendschach in den Neuen Ländern nicht einfach geschluckt, sondern mit Erfolg versucht zu haben, die positiven Elemente beider Hälften Schach-Deutschlands zu bewahren. Sicher werden wir beide nicht unseren Besuch Ende 1990 oder Anfang 1991 in Leipzig inclusive Übernachtung im „Stasi-Zimmer“ eines Jugendzentrums vergessen, wo wir eingeladen waren, an einer Jugendschachbesprechung teilzunehmen. Natürlich musste alles auf den Prüfstand. Jörg war für neue Ideen (aus Westsicht) stets zu erwärmen, während mit eher die Rolle des Bremsers zukam. Ich glaube, heraus kam mit dieser Rollenverteilung genau die richtige Mischung.
Ein zweites Leuchtturmprojekt aus der Anfangsphase der Geschäftsführertätigkeit Jörgs war sicherlich die Ausrichtung der Junioren-WM 1995 in Halle (Saale) zusammen mit dem Schachverband Sachsen-Anhalt. Weltmeister wurde übrigens mit Roman Slobodjan ein deutscher Starter. Die finanziellen Mittel waren äußerst knapp und so war viel Improvisation und Überredungskunst gefragt, um die Veranstaltung zu stemmen. Dass uns das gelungen ist, ist sicherlich auch Jörgs Verdienst. Während des Turniers konnte Jörg als Co-Chief-Organiser schon einmal die Leitung einer schachlichen Großveranstaltung üben, was ihm später bei der zentralen Ausrichtung der deutschen Jugendmeisterschaften sicherlich zu Gute kam.
Viel könnte man noch erzählen über die gemeinsamen Jahre, die ja weder erst 1990 anfingen, noch 1997 mit Ende meiner letzten Amtszeit als DSJ-Vorsitzender endeten. Für heute will ich aber damit schließen, Dir lieber Jörg, herzlich zu Deinem eigenen silbernen Jubiläum zu gratulieren. Ich bin sicher, ohne Deinen Fleiß, Dein Einsatz, Dein Ideenreichtum und Dein Durchsetzungsvermögen wäre die DSJ nicht das, was sie heute ist! Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute!