Doping gehört nicht zum Schachsport
Dopingkontrollen bei der DEM? Gibt’s denn so was? – Ja, das gibt’s. Bei der DEM 2009 werden zum ersten Mal jeweils drei SpielerInnen der U18w und der U18 (und nur in diesen beiden Altersklassen!) an einer Dopingkontrolle teilnehmen. Warum? – Ganz klar: Weil Fair play im Schachsport eine Selbstverständlichkeit ist!
Fair play heißt, nur mit eigenem Wissen und eigenem Können seine Partien zu bestreiten. Der Bessere möge gewinnen!
Der Bessere ist aber nicht, wer durch vorgesagte Züge oder technische Hilfsmittel zum Erfolg kommt – und auch nicht durch die Einnahme von Dopingmitteln, die die Konzentrationsphase verlängern oder die Müdigkeit in der fünften Wettkampfstunde verringern.
Häufig hört man, im Schach sei gar kein Doping möglich, schließlich richteten sich die Dopingmittel ja auf körperliche Fähigkeiten. Doch niemand, der einmal zwei Partien über je volle fünf Stunden an einem Tag gespielt hat, wird bestreiten, dass Schach auch körperlich anstrengend ist. Die Phasen der Erschöpfung und Unkonzentriertheit ließen sich mit Medikamenten einfacher überwinden. Nun ist es sicher nicht so, dass im Schach allgemein, erst recht nicht im Jugendschach, ein Dopingsumpf besteht, und so wird Schach von der WADA, der Welt-Doping-Agentur, auch nur als „low risk sport“ bewertet.
Doch wenn wir wollen, dass Schach als Sport akzeptiert wird, müssen wir uns auch dem Thema Doping stellen. Unabhängig davon, in welchem Grad effektives Doping im Schach möglich ist, treten wir für einen fairen und gesunden Sport ein. Die Deutsche Schachjugend ist sich ihrer Verantwortung bewusst und sieht ihre Aufgabe vorwiegend darin, Spieler, Trainer und Eltern über die Gefahren des Dopings aufzuklären – nicht nur bezogen auf den Schachsport.
Die Jugendversammlung der Deutschen Schachjugend hat deshalb in einem Positionspapier bereits im Jahre 2008 beschlossen:
Es geht um einen fairen und gesunden Schachsport. Die Gesundheit der Schachspielerinnen und Schachspieler hat für uns höchste Priorität. Dies gilt gerade und insbesondere für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen.
Soweit im Schachsport eine Dopinggefahr durch verbotene Substanzen wie Amphetamine beziehungsweise Cannabis besteht, bekämpft die DSJ auf allen Ebenen die Einnahme dieser für die Gesundheit schädlichen Substanzen.
Jugendliche und deren Eltern können sicher sein und darauf vertrauen, dass die DSJ darauf hinarbeitet, dass alle im Bereich der DSJ tätigen Jugendleiter, Trainer und Betreuer ohne Wenn und Aber für einen dopingfreien Schachsport stehen.
Im Interview mit dem Chessywood Express erläutert Christian Warneke, der 1. Vorsitzende der DSJ, den Standpunkt der Schachjugend zum Thema Doping im Schach.
Seit Januar 2009 gelten auch im Schachsport die Anti-Doping-Bestimmungen. Der Beschluss des Schachbundes, sich diesen Regeln zu unterwerfen, ist in der Schachszene nicht unumstritten. Wie steht die Deutsche Schachjugend zu dieser Entscheidung?
Wir sehen Schach als Sport. Dafür wurde lange genug gestritten. Als Sportverband müssen wir uns allerdings auch den vorgegebenen Regeln für Sportverbände stellen. Dies bedeutet in diesem Einzelfall, dass auch bei uns die Anti-Doping-Bestimmungen gelten.
Ich kann dabei manches Unverständnis und manchen Unmut darüber durchaus nachvollziehen. Allerdings: Auf der anderen Seite profitieren wir sehr davon, dass Schach als Sport anerkannt ist. Und: Es gibt für keine Sportart eine Ausnahme. Dies gilt zum Beispiel auch für den Behindertensportverband, dessen Mitglieder viel mehr Schwierigkeiten in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten haben.
Außerdem setzen wir uns seit Jahren für Fairness im Wettkampf ein. Die Bekämpfung von Doping ist da nur der konsequente nächste Schritt.
Welche Bedeutung hat das Thema Doping für die Schachjugend und deren Arbeit? Wie geht die Schachjugend mit dem Thema um?
Für uns ist das aktuell ein wichtiges Thema. Besonders wichtig nehmen wir die Aufgabe der Aufklärung und Prävention. Spieler, Trainer und Funktionäre müssen mit der medizinisch und juristisch nicht ganz einfachen Thematik vertraut gemacht werden.
Unsere Broschüre zur Thematik konnten wir vielen Landesschachjugenden noch vor oder während ihrer Meisterschaften zugänglich machen. Auch bei der DEM werden wir für Spieler, Eltern und Betreuer Informationsveranstaltungen anbieten.
Dennoch sind Schwierigkeiten bei der Umsetzung in der Anfangsphase nicht auszuschließen.
Bei der DEM 2009 werden in der U18 und der U18w erstmals Dopingproben genommen. Glaubst Du, dass im Jugendbereich tatsächlich gedopt wird?
Ich glaube, dass es keiner der Spieler nötig hat.
Die Deutsche Schachjugend möchte Dich als Sportler ansprechen. Wir wollen Dir Informationen geben und Dich stark machen. Denn: Du brauchst keine falschen Hilfsmittel!
Natürlich wenden wir uns auch an die Eltern, die Trainer und Jugendleiter, denn sie müssen Dich unterstützen beim Fair play im Schach. Sie bauen die Erwartungshaltung von außen auf. Eine Erwartungshaltung, die eventuell nicht immer dem Leistungsvermögen entspricht.
Du bist derjenige, der damit umzugehen lernen muss. Lass Dich nicht gegen Deinen Willen unter Druck setzen. Bestimme Deine Ziele zusammen mit Deinem Trainer, Deinen Eltern selbst. Sei ehrlich zu Dir, sei fair im Schachsport!
Die Deutsche Schachjugend hat eine Broschüre zum Thema erstellt. Hier findest Du alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Die Broschüre kannst Du auf der Homepage www.deutsche-schachjugend.de runterladen oder bei der Geschäftsstelle der Deutschen Schachjugend bestellen. Während der DEM liegen die Broschüren sowie weitere Info-Materialien der Nationalen Anti-Doping-Agentur im Turniersaal und beim Verkaufsstand aus.
Als Ansprechpartner für alle Fragen steht Dir der Anti-Doping-Beauftragte Alexander Häcker zur Verfügung. Er ist auch während der gesamten DEM-Woche in Willingen. Über seine Mail-Adresse: anti-doping@deutsche-schachjugend.de könnt Ihr in aber natürlich auch nach der DEM erreichen.
Bei einem Anti-Doping-Workshop während der DEM erläuterte Dr. Michael Höpfner, leitender Oberarzt am Rotes Kreuz-Krankenhaus Kassel, die medizinischen Grundlagen des Gehirn-Dopings und seine möglichen Wirkungen im Schachsport. Zum Bericht über den Workhop...