Les Filles - Die Mädchen
Interview mit Hanna Marie Klek
Hanna Marie Klek spielt beim SC Erlangen Schach. Die 18-Jährige geht dem königlichen Spiel seit ihrem 9. Lebensjahr nach. Im März konnte sie in Bad Wiessee den Titel der Deutschen Meisterin der Frauen erspielen und wurde in diesem Jahr zur Spielerin des Jahres 2012 in der U20 gewählt. Derzeit studiert die Bayerin in Erlangen im zweiten Semester Mathematik. DSJ-Mädchenreferentin Lysan Stemmler sprach mit ihr über das Geheimnis ihres Erfolgs.
Lysan: Hallo Hanna Marie, vorab einen herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur Spielerin des Jahres 2012 in der Altersklasse U20. Dieses Jahr können wir dich leider nicht mehr persönlich auf der DEM begrüßen, daher freuen wir uns umso mehr, dass es mit einem Interview geklappt hat. Wie fühlt es sich an, nicht zu den Deutschen Meisterschaften zu fahren? Und was nimmt man sich als Schachspielerin zu Pfingsten vor, wenn man nicht in Oberhof ist?
Hanna Marie: Erst habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber als ich dann den Live-Blog zur Eröffnung verfolgt habe, war es schon ein komisches Gefühl. Jetzt versuche ich mein erstes freies Pfingsten seit acht Jahren zu genießen, leider spielt das Wetter nicht so mit. Ansonsten muss ich ein paar Dinge für die Uni erledigen und mich auf meine Partie gegen Aronian am 31.05. vorbereiten. Aber meist sitze ich doch am Computer und verfolge die DEM.
Lysan: Im vergangenen Jahr konntest du bei den Jungen in der U18 den dritten Platz verbuchen, hattest in der letzten Runde sogar Chancen auf den Meistertitel. Wie blickst du nach einem Jahr auf deine letzte Meisterschaft zurück?
Hanna Marie: Bei den Jungs mitzuspielen macht einfach viel mehr Spaß als bei den Mädchen, ganz einfach weil ich dort wirklich etwas zu gewinnen und nicht fast nur zu verlieren hatte. Deshalb war und bin ich auch mit meinem dritten Platz absolut zufrieden. Der Meistertitel wäre natürlich cool gewesen, aber ehrlich gesagt ärgert es mich überhaupt nicht, ihn verpasst zu haben. Der Vize-WM-Titel U16w 2011 war sowieso cooler. :)
Lysan: Was machst du, wenn du nicht am Schachbrett sitzt?
Hanna Marie: Dann liege ich im Garten und lese, bin Joggen oder Inline-Skaten, surfe im Internet, schaue heute-show, Tatort oder Fußball oder bin in der Uni..
Lysan: Welche Tipps kannst du den Spielerinnen und Spielern mit auf den Weg geben? Hast du ein Geheimrezept, um in deiner besten Form zu spielen? (Die Frage bezieht sich auf Vorbereitung, Essen, Bewegung bzw. Sport etc. Wie kannst du dich am besten konzentrieren?)
Hanna Marie: Das Wichtigste ist, sich vor und während der Partie nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Lieber vor der Partie ein bisschen chillen, statt sich bis zur letzten Sekunde vorzubereiten. Dann ganz entspannt zur Partie gehen und einfach so lange spielen, bis der Gegner aufgibt.
Lysan: Du hast bereits vier WIM-Normen erspielt und eine WGM-Norm. Welches Ziel strebst du schachlich in nächster Zukunft an und auf welchen Turnieren werden wir dich hierfür antreffen können?
Hanna Marie: Bei meinen letzten Jugendeuropa und/oder -weltmeisterschaften in diesem Jahr möchte ich gerne nochmal eine Medaille gewinnen. Außerdem ist natürlich die Nationalmannschaft und der WGM-Titel mein Ziel. Am 31. Mai treffe ich zusammen mit den anderen Prinzen auf Aronian und im Anschluss spiele ich mit Filiz Osmanodja beim Mitropa-Cup in Meißen. Danach steht erstmal das Studium im Vordergrund. Ab August ist wieder Zeit für Turniere. Welche genau, muss ich erst noch planen.
Lysan: Wie trainierst du derzeit?
Hanna Marie: Ich trainiere 2 Stunden pro Woche mit GM Michael Prusikin. Dazu kommt ab und zu ein Prinzen-Lehrgang und ich beschäftige mich natürlich auch selbst mit Varianten, Partien oder Büchern. Das Studium nimmt allerdings leider etwas mehr Zeit in Anspruch als vorher die Schule, dafür steht Schach dann in den Semesterferien im Vordergrund.
Lysan: In diesem Jahr hast du den Titel der Deutschen Frauenmeisterin erspielen können. Hattest du damit gerechnet? (Wie hatte sich das ergeben?)
Hanna Marie: Damit hatte ich eigentlich überhaupt nicht gerechnet. Ende 2012 habe ich bei der Jugend-WM und beim WGM-Turnier in Erfurt nicht besonders gut gespielt und danach eine kleine Pause eingelegt. Bei der Deutschen Meisterschaft passte dann einfach alles: Entweder habe ich richtig gut gespielt (z.B. in Runde 3 gegen WGM Marta Michna) oder ich hatte das notwendige Glück (v.a. in den Runden 6, 7 und 8).
Lysan: Du leitest seit einem Jahr in deinem Verein, dem SC Erlangen, eine Mädchenschachgruppe. Wie bist du dazu gekommen und welche Erfahrungen konntest du bisher bei dem Training mit den Mädchen sammeln?
Hanna Marie: Thomas Walter, unser 1. Jugendleiter und -trainer, hatte in einer Schulschach-AG drei Mädels, für die der Wechsel ans Gymnasium (ohne Schach-AG) anstand. Dazu kam ein Mädchen übers Ferienschach und eine, die schon länger im Verein war. Da bot sich die Gründung einer Mädchen-Gruppe an und dass ich, als einziges aktives weibliches Mitglied Ü14, die Gruppe leite, war auch klar.
Natürlich erfüllen auch „meine Mädels“ ein paar Klischees – wenn ich komme, sitzen sie meist schon da und lösen Aufgaben – aber zusammen als Mannschaft treten sie auch schon gerne (und erfolgreich :)) gegen Jungs an. Auf jeden Fall sind sie mit viel Eifer und Freude dabei, deshalb macht es auch mir großen Spaß. Für die Zukunft wünsche ich mir aber noch Zuwachs!
Lysan: Gibt es noch etwas, was du unbedingt loswerden möchtest?
Hanna Marie: Ich wünsche allen Teilnehmern des SC Erlangen noch viel Erfolg! Und auch allen Mädchen in der U10, U12 und U25! Zeigt den Jungs, wo‘s lang geht!
Lysan: Vielen Dank für deine vielen Antworten und bis bald!