Laurent Fressinet im Interview
Den ersten Teil des Zweikampfs der GMs hat Laurent Fressinet klar dominiert und führte so mit 3,5:0,5. Nach der letzten Partie mit langer Bedenkzeit stellte er sich der SPIEGLEIN-Redaktion für ein Interview zur Verfügung.
Laurent, wie gefällt es Dir hier in Oberhof?
Ich bin begeistert von der Atmosphäre hier und finde es toll, so viele junge Schachspieler an einem Ort zu sehen. Schach ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr wichtig. Oberhof selbst gefällt mir gut, da man hier schön spazieren gehen und die Stille in der Natur genießen kann. Ich lebe in Paris, wo es sehr hektisch und laut ist. Oberhof ist da das komplette Gegenteil. Ich bin in einem kleinen Dorf in Südfrankreich aufgewachsen und der Ort hier erinnert mich sehr an meine Heimat.
Sind die französischen Jugendmeisterschaften vergleichbar mit den Deutschen Jugendmeisterschaften?
Ja schon, allerdings sind sie viel größer. Es spielen dort immer ungefähr 1500 Spieler mit. Die offiziellen Meisterschaften gehen bis zum Alter von 20 Jahren. Ein großer Unterschied besteht darin, dass in Frankreich Trainer und Betreuer gar nicht in den Turniersaal dürfen. In Frankreich liegt die Zahl der Spieler deutlich über der der Begleitpersonen. Das ist hier anders.
Findest Du es besser, wenn Trainer und Begleitpersonen aus dem Turniersaal ausgeschlossen werden?
Ja, ich finde es besser, auch um Betrugsfällen vorzubeugen. Das ist ja leider in Frankreich ein aktuelles Thema. Im Kinderbereich kommt es schnell vor, dass Spieler sich Gedanken machen, wenn ihr Gegner während der Partie viel mit seinem Betreuer spricht. Davor sollten Kinder geschützt werden, auch wenn nur in den seltensten Fällen wirklich betrogen wird. Es ist zwar schade, aber meiner Meinung nach ist es für die Zukunft des Schachs besser, wenn Zuschauer nicht direkt in den Turniersaal dürfen.
Jetzt kommen wir mal zu Deinem Duell gegen Jan Gustafsson. Was sagst Du zu deinem bisherigen Ergebnis?
Ich freue mich natürlich darüber, dass es bisher so gut für mich gelaufen ist. Damit hätte ich vorher nie gerechnet, da Jan ein sehr solider Spieler ist. Ich selbst habe bisher gut gespielt und Jan war nicht so richtig in Form. Da kam einiges zusammen.
Spielst Du am liebsten Partien mit langer Bedenkzeit oder welchen Modus bevorzugst Du?
Ich spiele lieber Schnellschach als lange Partien. Als Kind habe ich Blitzschach bevorzugt, weil es mir gefiel, unter Adrenalin zu stehen. Gut finde ich bei der kürzeren Bedenkzeit, dass man seine Eröffnungen nicht so ausführlich vorbereiten muss und Schwächen in der Eröffnung sich nicht so stark bemerkbar machen, wie in einer langen Partie.
Mit welchem Ergebnis rechnest Du im weiteren Verlauf des Duells?
In den nächsten Runden kann sich alles ändern, das geht im Schach ja bekanntlich schnell. Wenn ich zum Beispiel in Zeitnot die falsche Entscheidung treffe und einen Fehler mache, kann das Glück leicht seine Seite wechseln.
Kannst Du Dir vorstellen, so einen Zweikampf noch einmal zu spielen?
Ja auf jeden Fall! Ich tue das sehr gerne.
In den nächsten Tagen wirst Du etwas mehr Zeit haben. Willst Du diese gerne auch den Teilnehmern der DEM widmen?
Unbedingt! Ich freue mich schon, mehr Zeit zum Zuschauen zu haben und Partien der Teilnehmer zu analysieren.
Was sind Deine persönlichen Ziele für die nächste Zeit?
Am wichtigsten ist es mir, gutes Schach zu spielen. Dann bin ich zufrieden. Ich möchte aber auch gerne meinen Platz in der Weltrangliste verbessern und möglichst unter die Top 10 oder 15 kommen. Mein nächstes Ziel ist der Weltcup. Mal sehen, wie weit ich komme.
Du spielst hier viel Tischtennis, dein Lieblingsausgleichssport?
Eigentlich spiele ich richtiges Tennis, wusste aber nicht, ob es hier dazu die Möglichkeit gibt. Im Tischtennis bin ich nicht so gut, es macht aber trotzdem Spaß. Mir ist ein physischer Ausgleich zum Schach sehr wichtig.
Eine letzte Frage: Kennst Du schon unsere Meisterschaftszeitung „Das SPIEGLEIN“?
Nein, aber die sieht ja toll aus. Ich schaue sie mir gerne an.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!