Taktische Wachsamkeit ist für Schachspieler jeden Alters eine Grundvoraussetzung. Jan Christian Schröder überzeugt vor allem durch große Sicherheit und eine gute Technik bei der Verwertung kleiner materieller Vorteile. Aber wenn sich die Gelegenheit bietet, kann er auch auf taktischem Wege die Partie entscheiden: 14... Sxf4! Schwarz nutzt die Schwäche des weißen Königsflügels aus. 15. Sc3 (15. gxf4 Dh4+ 16. Kf1 (16. Ke2 Lg4+ verliert die Dame) 16... Lh3+ 17. Kg1 Lc5+ 18. d4 exd3+ 19. Le3 Lxe3# wäre ein hübsches Matt.) (mit 15. O-O konnte Weiß noch in schlechter Stellung weiterspielen.) 15... Lh3! 16. b3 Sg2+ 17. Ke2 Lg4+ und Schwarz gewann. 0-1

Auch Sonja Maria Bluhm spielt schon erstaunlich sicher. Bei der Weltmeisterschaft überraschte sie in der 2. Runde durch einen Sieg gegen eine der Favoritinnen: Der letzte weiße Zug f2-f3 schützt zwar den Punkt g2, erlaubt der taktisch stets wachsamen Sonja Maria aber eine böse Gabel: 22... Dd4+ 23. Le3 Dxe3+ 24. Kh1 Ein schöner Sieg gegen die starke Inderin. 0-1

Ein ausgezeichnetes Eröffnungsrepertoire, profundes Endspielwissen und große taktische Schlagfertigkeit zeichnen Filiz Osmanodja aus. Hier die entscheidende Phase ihrer Partie in der 3. Runde der ugendweltmeisterschaft: 50... f4 Der schwarze Mehrbauer wird molisiert. 51. Sc2+ Kc3! 52. fxe4 Nun nutzt Schwarz die ungünstige Stellung der weißen Leichtfiguren zum Gewinn: Kb2! 53. Sd4 Weiß vertraut auf den Gegenangriff, aber Filiz hat noch einen Zug weiter gerechnet: Lb6! nun geht eine der Figuren verloren, die Partie ist entschieden. 0-1

Matthias Blübaum spielt sehr aktiv und kennt seine Systeme ausgezeichnet. Hier ist der Igelaufbau des Schwarzen gründlich missraten, Weiß beherrscht das komplette Brett. Aber wie kommt man der festen schwarzen Stellung am besten bei? 17. Kb5! a6 18. Sxd6 erobert entscheidend Material. Lxd5 19. cxd5 Txc1 20. Txc1 h6 (20... Tf8 hilft nicht wegen 21. Tc8 und die schwarze Dame hat kein Feld!) 21. Lxe8 hxg5 2. Sxg7 Kxg7 23. Lxa6 und Weiß gewann. 1-0

Hanna Marie Klek dominierte die U14w fast nach Belieben. Sie legt ihre Partien in der Regel strategisch an und scheut auch den Übergang ins Endspiel nicht. Hier ein Endspiel wie aus dem Lehrbuch: 31. Txe8+! Kxe8 wegen des Dopelbauern am Königsflügel verliert Schwarz dieses Endspiel - die weiße Mehrheit am Damenflügel ist beweglich. 32. Ke3 f6 33. b4 Kd7 34. Kd4 a6 35. c5 b5 36. Ke3 Ke7 37. h4 h6 38. h5! g5 Auch nach 38... gxh5 39. g3 sind die schwarzen Bauernzüge erschöpft.) 39. g3 Kd8 40. cxd6 Kd7 41. Kd3! (Den Rest ließ sich Schwarz nicht mehr zeigen: 41. Kd3 g4 42. Ke3 Kxd6 43. Kd4 Kd7 44. Kc5 und Weiß gewinnt.) 1-0

Im Spiel von Jens Kotainy dominiert die Taktik. Ein scharfes Duell lieferte er sich mit Franz Bräuer, der Jens bereits im 9. Zug mit einem Damenopfer den Fehdehandschuh zugeworfen hatte. In dieser verwickelten Stellung fand Jens trotz "hängendem Blättchen" einen Weg aus dem Variantenlabyrinth: 24... gxf2! 25. Txf8+ Kd7 26. e6+ Kd6 27. e7 Da1+ 28. Kc2 Dxd1+ 29. Kxd1 f1D+ 30. Kc2 Df2+ 31. Kb3 c4+ 32. Ka2 e3! 33. Txc8 Kxe7 34. Sxg6+ Kd7 0-1

Die Überraschungssiegerin in der U16w war Bo Penne. Entscheidend war ihr Sieg über die favorisiert Anna Endress - den Vorsprung gab sie bis zum Ende des Turniers nicht mehr ab. 42. f5? Nicht zufrieden mit dem leichten Vorteil versucht es Anna mit der Brechstange, scheitert jedoch an der kühlen Verteidigung: gxf5! 43. Lh6 fxg4 44. Lxg7 Dxg7 45. Txf8+ Kxf8 46. Tf1+ Ke8 47. Tf4 Sc61 Zwar geht der Lg4 verloren, aber dafür hält sich Schwarz an dem Le5 schadlos. Der Springer im Verein mit den beiden Zentrumsbauern ist stärker als der Turm. 48. Txg4 Dxe5 49. Dh4 Se7 50. Tg3 La4 51. Kf2 Lxc2 52. Te3? Wählt das Ende mit Schrecken: Dxe3+! 53. Kxe3 Sf5+ 0-1

Julian Jorczik bevorzugt strategisch anspruchsvolle Stellungen, in denen er auch vor taktisch waghalsigen Lösungen nicht zurück schreckt, wie hier in der Begegnung mit einem Hauptrivalen um die Meisterschaft: 18. f4!? exd4 19. e5 Le7 20. e6 Weiß opfert einen Bauern und sein Zentrum, um an den schwarzen König heranzukommen. fxe6 21. Lxe6+ Kh8 22. Lf7 Dd6 23. f5 g5 24. Lg6 d3 25. Dd1 Kg8 26. Db3+ Kh8 27. Dd1 Kg8 28. Lb2!? Das stille Remisangebot wird angelehnt. Lf6 29. Dh5 Ld4+ 30. Kh1 Sf6 31. Df3 Lxb2 32. Txb2 Tad8 33. Td2 Der Königsangriff ist abgewehrt, daher widmet sich Weiß nun dem schwarzen Bauern. Dd5 34. Tfd1 Dxf3 35. gxf3 Td5 36. Txd3 Tfd8 37. Txd5 Sxd5? Vermutlich in Zeitnot stellt Schwarz seinen Springer ohne Not in eine Fesselung. 38. f6 mit der schrecklichen Drohung Le4, daher gab Schwarz auf. 1-0

Positionelles Verständnis, taktische Schlagfertigkeit und große Zähigkeit zeichnen Melanie Ohme aus. Bei der Europameisterschaft stellte sie unter Beweis, dass sie auch in der vierten Spielstunde noch wachsam ist: 48. Lxh6! gxh6 49. Dg6+ Lg7 50. f6 Tg5 Scheinbar kann Schwarz die Mehrfigur retten, aber da ist ja noch der gefesselte Sd3: 51. Dxe4 Sc5 52. fxg7 Txg7 53. Df4 Mehrbauer plus überlegene Stellung - Weiß steht auf Gewinn. 1-0

Mit Peter Lichmann setzte sich in der U18 einer der Favoriten durch. Vor allem mit den schwarzen Steinen gefile er durch sehr aktives Schach. Neben einer schönen DRachenpartie gegen Rudolf gefällt vor allem dieser scharfe Waffengang. Weiß hat eine Figur geopfert und den schwarzen König nach d8 getrieben. Die Stellung wirkt äußerst unklar, und Schwarz gießt nun noch weiter Öl ins Feuer: 20... Lxg2+! 21. Kxg2 gxh6 22. Dxh6 Dc5! Der gefesselte Lg5 wird weiter angegriffen. 23. Dxf6+ Le7! 24. Te5 (24. Dxe7+ Dxe7 25. Txe7 Txg5+ nebst Kxg7 verliert.) 24... Dxe5 25. Dxe5 Txg5+ 26. Dxg5 Lxg5 Schwarz hat die Mehrfigur behauptet und gewann die Partie im Endspiel. 0-1

Die U25 entschied Atila Gajo Figura überlegen für sich. Den zweitplatzierten Daniel Gölz besiegte er im direkten Vergleioch in der 4. Runde: 26... Se2! 27. Txe2 Erzwungen, denn die weiße Dame kann nicht alle drohenden Schachgebote ihrer schwarzen Kollegin abwehren, z.B. (27. Df3 Dg5+ 28. Ke1 Sd4+) 27... Dxe2+ 28. Kc1 De3+ 29. Dxe3 Txe3 30. Txf5 Txf5 31. Lxf5 Te5 und Schwarz gewann in wenigen Zügen. 0-1